28. Dezember 2011

François de Malherbe

DEISSEIN DE QUITTER UNE DAME QUI NE LE CONTENTOIT QUE DE PROMESSE

Beauté , mon beau souci, de qui l’âme incertaine
A, comme l'Océan, son flux et son reflux,
Pensez de vous résoudre à soulager ma peine,
Ou je me vais résoudre à ne le souffrir plus.

Vos yeux ont des appas que j'aime et que je prise,
Et qui peuvent beaucoup dessus ma liberté ;
Mais, pour me retenir, s'ils font cas de ma prise,
Il leur faut de l'amour autant que de beauté.

Quand je pense être au point que cela s'accomplisse,
Quelque excuse toujours empêche l’effet ; 
C'est la toile sans fin de la femme d'Ulysse ,
Dont l'ouvrage du soir au matin se défait.

Madame, avisez-y, vous perdez votre gloire
De me l'avoir promis, et vous rire de moi ;
S'il ne vous en souvient, vous manquez de mémoire,
Et s'il vous en souvient vous n'avez point de foi.

J'avois toujours fait compte, aimant chose si haute,
De ne m’en séparer qu’avec que le trépas ;
S'il arrive autrement ce sera votre faute,
De faire des serments et ne les tenir pas.



VORSATZ, EINE DAME ZU VERLASSEN, DIE IHN MIT BLOSSEN VERSPRECHUNGEN ABSPEISTE

Ihr Schönste – ach, mein schöner Kummer – deren Herz,
So unstet wie das Meer, bewegt wird von Gezeiten,
Entschließt Euch endlich doch zu lindern meinen Schmerz,
Ansonsten werde ich ein Ende ihm bereiten.

Ich liebe Eurer Augen Reiz, der mir gebannt,
Der fast, so stark ist er, die Freiheit mir genommen,
Doch wollt Ihr fesseln mich mit einem festern Band,
Laßt zu der Schönheit gleiches Maß an Liebe kommen.

Denn dünkt es mich, daß endlich ich mein Ziel erreicht,
Macht irgendeine Ausflucht stets die Tat zunichte.
So alles Penelope nie fert'gem Linnen gleicht,
Das aufgelöst aufs neue stets beim Morgenlicht.

Wißt, Herrin, Euer Ansehn mehrt Ihr wahrlich nicht,
Da Ihr Euch mir verspracht und nun mit mir wollt spaßen.
Vergaßt Ihr dies, wohl am Gedächtnis Euch´s gebricht,
Und denkt Ihr doch daran, hat Euch die Treu verlassen.

Ich dachte stets: wär solche Kostbarkeit einst mein,
Könnt nichts als nur der Tod mich davon trennen;
Doch wenn es anders kommt, ist´s Eure Schuld allein,
Weil Euren heil´gen Eid Ihr nicht wollt anerkennen.





Malherbe geb 1555 in Caen, der 1605 an den Pariser Hof berufen wurde, schuf als Theoretiker die Grundlagen für das klassische Französisch des 17. Jahrhunderts, das sich in den Werken Corneilles, Racines und Moliéres dokumentiert. Als Sprechreiniger schied er Entlehnungen und Neubildungen wieder aus, mit denen die Dichter der Pléiade den Wortschatz des Französischen bereichert hatten.
Sein Ziel war es, die Sprache zu veredeln und deren Musikalität zu steigern. Er forderte auch Klarheit des Ausdrucks und Reinheit des Reims. Malherbe ist der eigentliche Schöpfer des französischen Alexandriners, der durch Corneille und Racine zum klassischen französischen Tragödienvers wurde. Ein Werk, in dem seine theoretischen Forderungen dargestellt wind, hat er nicht hinterlassen; seine Anregungen sind in Aufzeichnungen seiner Freunde, Briefen und Randglossen überliefert. Malherbes Bestrebungen fanden in den gebildeten Kreisen von Paris großen Anklang. In den Salons begannen Diskussionen über Probleme der Sprache. Die Veredelung des Wortschatzes wurde auch auf die von Malherbe venachlässigte Prosa und die Umgangssprache angewandt, und so entstand nach und nach das klassische Französisch.- Als Dichter ist Malherbe viel weniger originell: Neben galanten Versen verfaßte er nur wenige, oft in langer Arbeit entstandene Sonette und Oden, die zwar den gediegenen literarischen Geschmack Malherbes bezeugen, jedoch tiefer Empfindungen und schöpferischen Gedanken ermangeln.

Text nach: Oeuvres de Malherbe, herausgegeben von L. Lalanne, 1862, in Les Grands Ecrivains de la France.

1. November 2011

Der Geburtstag von Marie Antoinette


Morgen jährt sich der Geburtstag von Marie Antoinette.
Die Umstände Ihrer Geburt und die Feierlichkeiten anlässlich Ihrer Taufe habe ich schon vor einigen Jahren hier in diesem Blog online gestellt.
Der Post der alle Einzelheiten aufzählt, und von Maxime Rocheterie in seiner großen Marie Antoinette Biographie, von 1893 beschrieben wurde, ist im Titellink zu finden.

12. Oktober 2011

Der blaue Diamant von Marie Antoinette


Als die Revolution 1792 ihren Höhepunkt erreichte, wurde der Edelstein aus der königlichen Schatzkammer gestohlen und galt ab diesen Zeitpunkt als verschollen. Im Jahre 1839 tauchte dann in London ein Diamant auf dem Edelsteinmarkt auf, der später anhand seiner stahlblauen Farbe „Blue Hope“ nach seinen damaligen Besitzer Henry Thomas Hope benannt wurde.
Es wurde immer vermutet, daß der „Blue Hope“ der Stein war den Marie Antoinette trug
Das Rätsel um die Herkunft des Prunkstücks konnte Jeffrey Post, Juwelen-Kurator des Smithsonian National Museums in Washington, jetzt klären. Zusammen mit dem Diamantenschleifer Steven Attaway rekonstruierte er den verschwundenen French Blue im Computer. Dabei stützten sich die beiden auf Zeichnungen des Steins und Untersuchungsakten, die Naturkundler im Jahr 1700 angelegt hatten. "Deren Analyse und Untersuchung von Steinen, die heute noch existieren, erwiesen sich als sehr genau", sagte Post. Deshalb ist er überzeugt, dass auch die alten Daten zum French Blue verlässlich seien.
Der Hope-Diamant passt genau in den French BlueNachdem der French Blue im Computer wieder auferstanden war, vermaßen die Experten auch den Hope-Diamanten und konnten die beiden Steine vergleichen. Tatsächlich stimmten Hope und French Blue erstaunlich gut überein. "Wenn man sieht, wie der kleinere Stein in den großen passt, versteht man sofort, warum der Hope in die Form geschliffen wurde, die er heute hat", sagte Post. "Sie haben die Ecken des French Blue abgeschnitten, die Winkel an den unteren Facetten ein wenig verändert und heraus kam der Hope-Diamant." Einige Facetten seien noch heute so wie beim French Blue.
Heute wird der Wert des Diamanten auf etwa 200-250 Millionen Dollar geschätzt.
Im Film "Titanic" von James Cameron spielt ein Diamant eine wichtige Rolle, das Herz des Ozeans. Dort wird erwähnt das er mehr wert wäre als der Hope-Diamant. Doch in Wirklichkeit ist es der Hope-Diamant der dort thematisiert wird.

7. September 2011

Marie Antoinette schreibt Louise von Hessen-Darmstadt

Nach einigen freundlichen Briefen aus glücklichen Tagen, möchte ich euch den Brief vom Juli 1792 zeigen, wo die alleinige Rettung der Königin geplant war.
Marie Antoinette hat das Angebot zur Flucht ins sichere Exil abgelehnt, und ist in Paris bei ihrer Familie verblieben, obwohl ihr Leben in Gefahr war.


An die Landgräfin Louise von Hessen-Darmstadt

Juli 1792

Ihre Liebe und Ihre Sorge, Madame, haben mich bis auf den Grund der Seele gerührt. Die Person*, die zurück reist, wird Ihnen die Gründe sagen können, die sie so lange zurückgehalten haben. Er wird Ihnen auch sagen, daß ich sogar jetzt nicht wage, ihn mir zu sehen; es wäre mir indessen sehr angenehm gewesen, mit ihm über Sie, der ich innig zugetan bin, zu sprechen. Nein, meine Prinzessin, obwohl ich den ganzen Wert Ihrer Angebote schätze, kann ich sie doch nicht annehmen. Ich bin fürs Leben meinen Pflichten und den teueren Personen geweiht, deren Unglück ich teile und die, was man auch darüber sage, alle Teilnahme wegen des Mutes verdienen, mit dem sie ihre Lage ertragen. Der Überbringer dieses Briefes wird Ihnen Einzelheiten über die gegenwärtige Zeit und über den Geist des Ortes, an dem wir wohnen, geben können. Man sagt, daß er viel gesehen ha und richtig urteilt. Möge eines Tages alles, was wir tun und erdulden, unsere Kinder glücklich machen; das ist der einzige Wunsch, den ich mir erlaube. Leben Sie wohl, Prinzessin! Alles haben sie mir genommen außer meinem Herzen, das mir immer bleiben wird, um Sie zu lieben; zweifeln Sie niemals daran, denn das wäre das einzige Unglück, das ich nicht ertragen könnte. Ich küsse Sie innig. Tausend Grüße an all die Ihren. Ich bin mehr denn je stolz darauf, als Deutsche geboren zu sein.


Eigenhängi geschriebener Originalbrief der Königin; in den Darmstädter Archiven (Comte de Reiset, 43; RII., 404)
*Prinz Georg von Hessen-Darmstadt war nach dem 20. 6. nach Paris gekommen um die Rettung der Königin zu versuchen. Einzelheiten seines Planes sind nicht bekannt.

3. September 2011

Todestag von Madame Lamballe

Heute jährte sich wieder das Massaker des September 1792.
Der Sturm auf den Königspalast wenige Wochen zuvor, wo die königliche Familie gefangen genommen wurde, war blutig und forderte zahlreiche Tote. Ein Bericht der Schweizergarde ist auch schon in diesen Blog zu finden. Berühmt wurden die tagenlangen Massaker vom September 1792 durch die Lynchjustiz an Madame de Lamballe die eine persönliche Vertraute von Marie Antoinette war. Sie wurde beim Sturm auf die Tuilerien verhaftet und am 3. September 1792 öffentlich von Bürgern gelyncht. So wie sie starben in den Tagen des September 1500 Geistliche, Angehörige des Adel und andere Inhaftierte, die aus den Gefängnissen geholt und im Schnellverfahren zum Tode verurteilt oder gleich an Ort und Stelle massakriert wurden. Danton der zu dieser Zeit Minister für Justiz war, konnte das Blutbad an wehrlosen Gefangenen nicht verhindern. Obwohl die pariser Unruhen blutig verliefen, waren die menschlichen Opfer gemessen, in den folgenden Jahren der Schreckensherrschaft eher gering. In den folgenden Jahren bis zum Ende der Revolution 1799 kamen ungefähr 250 000 Franzosen gewaltsam ums Leben.



Wie wenig Revolutionäre und Angehörige des Hochadel gemeinsam hatten, zeigt die Leseprobe von Hans Freimark, der einen wunderbaren Roman über das Leben von Marie Antoinette schrieb.
Leider ist das letzte Exemplar von Amazon schon verkauft. Wer war das von euch? Aber ich habe für euch, noch ein letztes Exemplar bei ebay verlinkt, dass leider in einem sehr schlechten Zustand ist.

Im Parterre lagen die Zimmer der Königin, die des Königs im ersten Stock, Danton stieg die Treppe hinauf, gemächlich, jede einzelne Stufe mit Bedacht nehmend. Mit Interesse musterte er den Schmuck des Treppenhauses, die Gemälde, die aufgestellten Vasen, die reich Verzierung der Wände und der Decke; das muss man den Leuten lassen, sie verstanden , sich das Leben angenehm zu machen, Und mit einem Male begriff Danton, wie schwer es für Menschen gleich dem König und der Königin war, aus ihrer Welt herauszutreten und sich in die völlig veränderte Umstände zu schicken. ….
Mit gierigen Blicken sah er sich um: er wollte es sich bequem machen in diesen Räumen. Noch freilich hieß es warten und geduldig und geschickt die Fäden ziehen … Regent Danton klang nicht über und verlieh mehr Macht …

In diesen Gedanken verloren, hatte er gar nicht bemerkt, dass aus der Dianengalerie eine Dame herausgetreten war, die den staunenden Besucher verwundert und lächelnd beobachtete:
die Dianengalerie des Tuilerienpalastes auf einer historischen Fotographie aus dem 19. Jhdt

Es war die Prinzessin von Lamballe. Ein ekrüfarbiges Kleid hob den zarten Teint ihres Gesichtes und das Gekräusel venezianischer Spitzen, die den Ausschnitt säumten. Betonte die Weiße und Schönheit des schlanken Halses. Mit einer leichten, gleitenden Bewegung trat sie auf Danton zu: „Sie sind fremd, mein Herr?“ (!!)
Die unerwartete Anrede brachte den Advokaten etwas aus seinem Gleichgewicht. Er suchte nach einer Erklärung und fand sie nicht sofort. Die amüsierten Blicke seines Gegenübers verwirrten ihn. Er kam sich vor wie ein Wilder, der zum ersten Male einem Kultivierten begegnete (!!) Was war seine Gattin, was sogar Frau von St. Amaranthe gegen diese Erscheinung. Schlechte Kopien, nein, nicht einmal Kopie, verhunzte, sich selbst verhunzte Nachahmungen waren sie. Das leise Parfüm, das von dieser Frau ausging, wirkte gleich einem natürlichen, selbstverständlichen Duft. Bei Dame Amaranathe konnte man es schon an dem aufdringlichen Rosenparfüm erraten, ob sie in der Nähe war... etc. …


Das ovale Gemälde ist möglicherweise das Portrait einer jungen, unbekannten Frau, es ist aber aus der Zeit und sieht der jungen Prinzessin ähnlich.

1. September 2011

Marie Antoinette schreibt Axel von Fersen


An Fersen 24. Juli 1792

Im Laufe dieser Woche soll die Nationalversammlung ihre Verlegung nach Blois und die vorläufige Absetzung des Königs dekretieren. Jeder Tag produziert eine neue Szene, die aber immer auf die Vernichtung des Königs und seiner Familie abzielt. Bittsteller haben vor den Schranken der Nationalversammlung gesagt, dass sie ihn (König Louis XVI.), wenn man ihn nicht absetzte, massakrieren werde. Sie haben die Ehrenbezeugungen der Sitzung gehabt. Sagen Sie doch dem Herrn von Mercy, dass das Leben des Königs und der Königin in größter Gefahr ist, daß ein Aufschub von einem Tag unberechenbares Unglück hervorrufen kann, dass man das Manifest* sofort abschicken muß, dass man es in höchster Ungeduld erwartet, dass es notwendigerweise viele Leute um den König sammeln und ihm Sicherheit bringen werde; dass sonst niemand während vierzundzwanzig Stunden für ihn Verantwortung übernehmen kann, denn der Haufen der Mörder wächst unaufhörlich.

Ich habe den Rest der Gelder, worüber hier genaue Aufstellung ist, in zwei Häuser, die fast neu sind, mit einem genügend guten Erträgnis, angelegt. Das eine besteht aus einem Hauptgebäude im Grunde eines Hofes, mit einem Stockwerk über dem Erdgeschoss und einem mit Ziegeln bedeckten Dach; links ist eine anderes abgesondertes Gebäude, das als Remise* und für Ställe dient, einen Laden auf die Gasse hat, ferner einen Futterschuppen darüber, das Ganze ebenfalls mit Ziegeln bedeckt.
Das genannte Haus hat seinen Eingang, durch einen Torweg und besitzt einen Sandstein gepflasterten Hof mit Brunnen und Klosetten*.
Das zweite besteht aus einem Hauptgebäude mit einem Eingang durch eine Allee und besitzt zwei Läden*, Hinterläden mit Treppe und Hof rückwärts, mit Klosetten und Brunnen in der Mitte, oberhalb welcher eine Pumpwerk betätigt wird, dass das Wasser in das genannte Haus leitet. Das Ganze ist vier Etagen im Viereck hoch, mit Kellern darunter und getäfelten Dienstbotenzimmer im Giebel, der mit Ziegeln gedeckt ist.
Jede Etage enthält zwei kleine Appartements, jedes bestehend aus zwei Zimmern, ebenfalls mit Kamin, frei zugänglich von der Treppe und mit Toiletten*.
Diese beiden Häuser können um 9500 Livres vermietet werden. Sie sehen also, dass Ihre Gelder nicht schlecht placiert sind.
Schreiben Sie mir, ob Sie die vier vorhergegangenen Nummern erhalten haben. Vor zwei Tagen hat man mir einen Brief von Ihnen gebracht, den ich an seine Adresse weiterleiten ließ. Sie müssen die Sechs Broschüren erhalten haben, die Sie von mir verlangt haben.


Übersetzt, erläutert und herausgegeben von Paul Christoph.
Der erste Absatz des Briefes ist chiffriert und von Graf Fersen aufgelöst, der auf den Rand schrieb: „Chiffre der Königin" 24. Juli“
*
Das genannte Manifest der Koalitionsmächte, vom Herzog von Braunschweig am 25. VII. 1792 unterzeichnet, ist das Werk des emigrierten Marquis de Limon, dass bei Bedrohung des Leben des König und seiner Familie, den Einmarsch von ausländischen Truppen, die Zerstörung von Paris und den Aufruf zur Gegenrevolution beinhaltet. Die Wirkung war eine gegenteilige und schürte noch mehr Zorn auf die königliche Familie.
*Klosette oder Abtritte, waren einfache Einrichtungen mit Senkgruben, meist im Hof eines Hauses, während Toiletten schon im bekannten Sinne eine Wasserspülung hatten.
*Remise – Unterbringungsmöglichkeiten für Kutschen und Pferdegeschirr, meist in der Nähe der Stallungen

12. August 2011

Spectaceln müssen seyn



Der Sommer hat uns wieder und dieses Wochenende gibt es zwei große Veranstaltungen bei Wien, die ich euch vorstellen möchte.

Als erstes ein Barockfest im Schloss Hof und ein Ritterspektakel bei Jedenspeigen, auch in unserer Nähe.
Der Ort Jedenspeigen war im 13. Jahrhundert der Ort wo die größte kontinentale Ritterschlacht aller Zeiten stattgefunden hat. Bei dieser Schlacht wurde Ottokar von Böhmen und Mähren von Rudolf von Habsburg geschlagen. Dieses Ereignis machte 1278 Rudolf und das wenig bedeutsame Geschlecht der Habsburger zu einem aufsteigenden Herrscherhaus in Europa., Dieses Wochende ist Jedenspeigen weniger kriegerisch als mehr im kulinarischen Geiste des Mittelalter. Schaukämpfe von prächtigen Rittersleut werden dargeboten, und der Eintritt ist familiengerecht mit 8 Euro pro Tag.
Beim Barockspektakel in Hof ist der Eintritt mit einen opulenten Abendessen und einen Feuerwerk um 49 Euro auch wohlfeil anzusehen.


19. Juli 2011

Joachim Du Bellay

Sonnet

Deja la nuit en son parc amassoint
Un grand troupeau d‘etoiles vagabondes,
Et pour entrer aux cavernes profondes
Fuyant le jour, sei noirs chevaulx chassoit:

Deja le ciel Indes rougissoit,
Et l‘Aulbe encor‘de ses tresses tant blondes
Faisant gresler mile perlettes rondes,
De ses thesors les prez enrichissoit:

Quand d‘occident; comme une etoile vive,
Je vy sortir dessus ta verde rive,
O fleuve mien! Une Nymphe en rient.

Alors voyant cete nouvelle Aurore,
Le jour honteux d‘un double teint colore
Et l‘Angevin et l‘Indique orient


Sonett

Schon trieb die Nacht von ihren dunklen Auen
Der Sterne wandelnde und große Herde,
Und um zu tauchen tief in finsteres Grauen,
Floh sie den Tag und trieb die schwazen Pferde.

Schon wollt sich Rot auf Indiens Himmel legen,
Die Dämmerung ließ aus blonden Flechten fließen
In tausend runden Perlen einen Reigen
Und schmückte so mit Schätzen rings die Wiesen.

Da sah im Westen ich als lebend Licht
Auftauchen über deinem Uferkranz,
Mein Fluß, die Nymphe lächelndes Gesicht.

Als jetzt der Tag sieht neuen Morgenglanz,
Färbt er beschämt den Osten Indiens ein
Und läßt sein Glühn auch über Anjou!



Du Bellay geb. 1522 ist neben Piere Ronsard das bedeutendste Mitglied der Pléiade. 1549 veröffentlichte er das Manifest dieses Dichterkreises, die „Defense et Illustration de la Langue française“. Sie enthält die These, dass die französische Sprache den alten Sprechen ebenbürtig sein könne, wenn sie durch Ausdrücke aus den Dialekten und latinisierenden Neubildungen bereichere. Weiter empfiehlt du Bellay, in der Dichtung nur würdige Gegenstände zu behandeln und hierfür geeignete Gedichtform der antiken Literatur zu entnehmen. Gleichzeitig mit dem Manifest erschien seine ersten Sonette: „Le Olive“. Als Sektretär eines Kardinals verbrachte er mehrere Jahre in Rom, wo die Sonettbände „Le Regrets“, „Le Antiquités de Rome“ und „Divers Jeux rustiques“ entstanden sind

Texte nach: Joachim Du Bellay, Oevres poétiaues, herausgegben von H. Chamard, 1908

11. Juli 2011

Ludwig auf dem Weg zur Heiligkeit

Ludwig IX. verstarb im Jahre 1270 in Tunis in der Nähe des ehemaligen Karthago. Das geschah auf seinen zweiten Kreuzzug, der ihn in das Heilige Land führen sollte. Sein erster Kreuzzug 1248 - 1250 endete mit seiner Gefangennahme und Ludwig IX. kehrt erst 1254 wieder nach Paris zurück.
Er rüstet seinen zweiten Kreuzzug ebenso entschlossen, obwohl der Papst ob seiner Gesundheit in Sorge war und Kreuzzüge im späten 13. Jahrhundert als nicht mehr zeitgemäß angesehen wurden.
Ludwig der auch Prud`homme genannt wurde, war ein König der das Beten und Fasten sehr ernst nahm, und sich gerne mit Ordensbrüdern als engste Vertraute umgab. Sein strenges Vorgehen gegen Gotteslästerer und Glücksspieler war bekannt, so das selbst der Papst seine Bestrafungen als zu streng empfand. Der Vatikan empfahl bei Gotteslästerung was beim Glücksspiel so einher ging, von Verstümmelungen Abstand zu nehmen und die Peitsche als ausreichende Strafe anzuwenden
Der König verstarb also in Tunis und es entbrannte sogleich ein Streit wo die sterblichen Überreste bestattet werden sollten. Sein jüngster Brüder Karl, Graf von Anjou und Provence, König von Neapel und Sizilien bestand auf einer Beisetzung in Italien, was abgelehnt wurde. Als erstes trennte man bei dem Leichnam die Knochen vom weichen Fleisch, was in einem Bad von Essig und Wein geschah. Einfach gesagt, man kochte den Leichnam aus, bis die Knochen sich ablösten. Die Gebeine wurden in Seidentücher gewickelt und in einen kostbaren Schrein gelegt. Dies geschah am 25. August in Tunis und 1270 und im Mai 1271 wurde Ludwig in St. Denis beigesetzt . Die weichen Teile erhielt der jüngste Bruder Karl zur Aufbewahrung nach Sizilien, dort blieben sie bis die Bourbonen im 19. Jahrhundert aus Italien vertrieben wurden*. Diese Reliquie besteht heute noch, seine Gebeine wurden über die Jahre in alle Winde verstreut, den Ihnen wurden wundersame Heilung nachgesagt.
Schon auf dem Leichenzug durch Italien und Frankreich wurden wundersame Begegnungen berichtet. Es sind der Kirche in Rom sechzig Wunder beglaubigt worden.
Die Liste ist lang und vielfältig:
Geistesschwache, von Austrocknung der Glieder, vor dem Ertrinken Gerettete, Krumme, Hinkende, von unheilbaren Dauerfieber, an Viertagefieber Leidende, von Fisteln Befallene, Stumme Gelähmte, von skofulösen Entzündungen über dem Auge und Hals Befallene, Taube, an schmerzhafter Geschwulst Erkrankte und sogar von zwei Toten die zum Leben auferweckt wurden, sind Berichte überliefert.
Der tiefe Glaube in der damaligen Zeit bewirkte im Zusammenspiel mit der Anwesenheit der Reliquien oft spontane Heilung. Sechzig Heilungen oder Mirakeln genannt, wurden in dieser Zeit als normales Maß für eine Heiligsprechung angesehen.
Die Kanonisierung begann bald nach seinem Tod und dauerte wie üblich in dieser Zeit bis 1297. Sein Hagiograph Joinville und sein Beichtvater Gottfried von Beaulieu wurden als gut informierte Zeugen gerufen und sein Beichtvater berichtete, der König ließ sich geißeln oder geißelte sich selbst, trug ein härenes Hemd, schlief auf einem hölzernen Bett mit einer Unterlage aus Baumwolle ohne Stroh und Seide, und er fastete mehr als die Kirche es verlangte.
Die Heiligsprechung Louis IX. ist als ein Meilenstein der Kapetinger anzusehen, und ab dieser Zeit, schmücken sich die Könige mit den Titel des “allerheiligsten König”.
Die letzte Heiligsprechung eines französischen Königs, dieses Geschlecht, war Hugo von Rouen gest. 730. Die Heiligsprechung war nicht nur für Ludwig sondern auch für die Verdienste seines Vater, Louis VIII., der den Kreuzzug gegen die Häresie anführte. Louis von Toulouse Großneffe von Louis IX. wurde 1317 ebenso heilig gesprochen. Die Heiligsprechung Ludwig war die letzte eines Königs, weitere Mitglieder der Königlichen Familie, Hedwig von Anjou und Adela von Frankreich wurden erst im 19. Jahrhundert und zuletzt unter dem Pontifikat von Johannes Paul II heilig gesprochen.


*Der französische Missionsorden der Weißen Väter in Nordafrika war der letzte Aufbewahrungsort der genannten Reliquie. Einige Quellen sprechen davon , das die Reliquie wieder in Frankreich, genauer in Sainte Chapelle de Paris sein soll.

28. Juni 2011

Ceres und Flora



Das obige Bild, das heute von mir vorgestellt wird, ist in Schönbrunn im Westterassenkabinett zu finden.
Es zeigt eine mythologische Darstellung des Künstlers Pierre Benevaux, die die beiden römischen Göttinnen Flora und Ceres darstellen.
Benevaux sollte ein wenig französisches Flair an den Wiener Hof bringen und begann einige mythologischen Themen wie das obige zu behandeln. Der Auftrag lautete mehrere Gemälde für das Schloß Belvedere im modernen Stil anzufertigen, den Darstellungen aus der römischen oder griechischen Sagenwelt waren in Frankreich zu dieser Zeit sehr angesagt. Soweit die bekannten Tatsachen. ...:
Daß dem Künstler Töchter von Maria Theresia als Modell zur Verfügung standen war im Sinne der Kaiserin, nur das Endergebnis traf nicht den Gusto von Maria Theresia. Die Kaiserin liebte es, wenn die Portraits ihrer Kinder möglichst naturgetreu ausfielen was Benevaux anscheinend nicht beabsichtigte.
Sein gezeigtes Portrait hat wenig Ähnlichkeit mit den jungen Erzherzoginnen Maria Josepha und Maria Antonia.
Selbst die Schloßverwaltung von Schönbrunn ist sich nicht sicher und hat in der Internetbeschreibung die Namen Johanna Gabriella und Maria Josepha, und am Gemälde direkt Maria Jospeha und Maria Antoinia vermerkt.
Der französische Künstler Benevaux Pierre hat sich recht rasch vom Wiener Hof zurückgezogen und es sind auch keine weitere Spuren zu seiner Person zu finden. Warum bloß? Sein Name Benevaux dürfte ein Pseudonym sein, den der Name bedeutet so viel wie „Ehrenamt“ oder „ohne Bezahlung“ und wenn man die Sparsamkeit der Kaiserin kennt, hat er für diese Arbeiten keinen großen Lohn erwartet.
Schade ist nur daß dieses Portrait die junge Marie Antoinette zeigt, nicht mehr als solches erkannt wird, und einige Historiker in Wien und Versailles emsig dabei sind alle Bilder die nicht genau der letzten Königin des Ancien Régime zugeordnet werden können, einfach anderen Schwestern von Marie Antoinette unter zu schieben. Nachzulesen im folgen Beitrag.

Das genannte Gemälde entstand im Jahre 1759 – 1760 und in dieser Zeit kamen die vier jüngeren Erzherzoginnen und zwar Johanna Gabriella geb. 1750, Maria Josepha geb. 1751, Maria Karolina geb. 1752 und Maria Antonia geb. 1755 in Frage. Eine beliebige Kombination mit allen vier Damen ist möglich, nur das rechte Fräulein dürfte doch noch recht jung sein, und da sind wir bei Marie Antoinette die als Vierjährige dem Künstler Modell saß. Die Zuordnung als Flora, der Göttin der Blüten, traf intuitiv die richtigen Interessen der späteren Königin von Frankreich, die Blumen über alles liebte.

14. Juni 2011

Der Kopf von König Heinrich


Lange nach seinen Tod, wurde der Schädel von Henri IV. aus St. Denis entwendet, und noch heute finden sich Grabräuber und andere selbsternannte Jäger „der verlorenen Schätze“ und melden sich mit abenteuerlichen Funden.
Die Geschichte über den Schädel von Henri IV. reicht bis in die Zeit der Französischen Revolution zurück, als das Grab des König geöffnet wurde und sein Leichnam am Portal von St. Denis ausgestellt wurde. 1793 wurden die Gräber der Könige geöffnet und die Überreste in ein Massengrab geworfen. Der Beauftrage der schönen Künste, Monsieur Lenoir, der ein überzeugte Republikaner war, kam seiner Sammelleidenschaft nach und entwendete zahlreiche Knochen aus der Nekropole.
In seinem Nachlaß fanden sich ein Schulterblatt von Hugo Capet, ein Oberschenkelknochen von Karl V., einer Tibia* von Karl VI., einem Wirbelknochen von Karl V. und eine Rippe von Philipp dem Schönen ... Ob er auch den Kopf von Henri IV. beiseite geschafft hat? Niemand kann das heute mehr sagen.
1793 wurde von dem noch gut erhaltenen Kopf eine Totenmaske, von einen gewissen Comparot, angefertigt, die in etwa der untenstehenden Abbildung ähnelt. Die Totenmasken gibt es in verschiedenen Ausführungen auch ohne Bart, da ein Revolutionssoldat dem Leichnam den Schnurrbart abschnitt und ihn sich selbst anklebte und behauptete er werde nie wieder einen anderen Bart tragen.
Wenig später schenkte er ihn seiner Freundin, die ihn sorgfältig aufbewahrte. Als sie hochbetagt starb, glaubten die Hinterbliebenen, daß es sich um einen Liebespfand handelte und warfen den Schnurrbart von König Henri ins Feuer.
Als Ludwig XVIII. im Jahr 1815 das Massengrab seiner Ahnen öffnen ließ, fand man Heinrich IV. ohne Kopf.
Im Jahre 1919 wurde der angebliche Schädel von Henri IV. im Hotel Drouot versteigert.
Den Schädel ersteigerte ein Kunsthändler namens Bourdais der sein Geschäft am Montmatre betrieb und zeitlebens damit beschäftigt war die Echtheit der Reliquie feststellen zu lassen. Im frühen 19. Jahrhundert stellen Anthropologen fest, der im Hotel Drouot versteigerte Schädel sei lange nach dem Tod seines Besitzers vom Rumpf getrennt worden war. Nach ihrer Ansicht gehörte der Kopf einem Mann von etwa fünfundfünzig Jahren, der zu Beginn des 17. Jahrhundert eines gewaltsamen Todes gestorben ist.
Trotz dieser Beweise war es dem Kunsthändler Bordais nie gelungen, den Schädel offiziell anerkennen zu lassen. Die Einkaufskommision des Louvre, der der Händler bei seinem Tod im Jahre 1947 die Reliquie vermachte, verweigerte das Legat, und das Erbe ging an die Schwester des Verstorbenen über. Diese bewahrte ihn jahrelang, in ein Tuch gewickelt, unter ihrem Bett auf kramte ihn nur zum Hausputz hervor.
So ist der heute erbärmliche Zustand der Reliquie erklärbar, sofern es sich um den gleichen Schädel handelt, der im folgenden Beitrag zu sehen ist.



*Tibia - Schienbein

8. Juni 2011

Il Parnaso confuso von Christoph Willibald Gluck




Im Sommer, genau am 3. Juli 2011, wird eine Opernaufführung von Willibald Gluck zu Gehör gebracht. Es handelt sich um die Huldigungsoper „Il parnaso confuso“ und dem Libretto von Pietro Metastasio. Die Oper wurde anläßlich der Verehelichung von Kaiser Joseph II. komponiert und 1765 im Schlosstheater Schönbrunn uraufgeführt.
Bei der Uraufführung der Oper war die Darbietung prominent mit den Kindern von Kaiserin Maria Theresia besetzt, im nach folgenden Gemälde, das noch heute im Kunsthistorischen Museum zu besichtigen ist, spielen und singen vier Erzherzoginnnen die Hauptpartien.

Das Mozart-Opern Institut unter Univ.-Prof. Josef Wallnig zeichnet für die Aufführung verantwortlich, und Schloss Hof bildet im Sommer den idealen Rahmen für eine barocke Opernaufführung und wird von mir besucht werden. Ich bin schon sehr gespannt wie die szenische und musikalische Umsetzung erfolgen wird, und ich werde euch von der Aufführung berichten.

Da nur eine einzige Vorstellung am 3 Juli 2011 in Schloss Hof angeboten wird, würde ich an eurer Stelle nicht lange zögern, denn die Karten werden bald vergriffen sein.
Für jene Leser für die die Anreise zu weit ist, Schloss Hof liegt östlich von Wien in der Nähe von Bratislava, habe ich einen CD-Tipp in den Titellink eingefügt.


v.l.n.r Maria Josepha, Maria Elisabeth, Maria Amalia und Maria Carolina als Euterpe, Melopomene, Apollo und Erato

die Handlung:
Glucks Werk handelt von dem Problem des künstlerischen Einfalls: Die Musen Melpomene, Euterpe und Errato führen auf dem Parnass ein Leben in Müßigkeit. Schon lange hat kein Künstler mehr ihren Beistand erfleht, um ein Werk zu schaffen. Sie sind in Vergessenheit geraten. Doch plötzlich erscheint Apollo mit seinem Gefolge. Er fordert die Musen auf, für die Hochzeit des Kaisers ein Kunstwerk zu schaffen. Groß ist nun die Verwirrung auf dem Parnass, denn das Ereignis findet bereits am nächsten Tag statt. Je nach ihrem Charakter versuchen sie nun die Situation zu bewältigen. Doch als Apollo ein zweites Mal erscheint und sie bittet, ihm sofort zu folgen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als völlig unvorbereitet zur Hochzeit zu gehen.



Kartenbestellung im Schloss Hof zu "Il Parnaso Confuso"

oder in Wien am 2. und 4. Juli im Zeremoniensaal Schönbrunn:

24. Mai 2011

Ludwig XVI. an Leopold II.

Juli 1791
Jedermann in Europa kennt die Liebe des Königs zu seinen Völkern und die großmütige Art seines Verhaltens, bei der Einberufung, der Generalstände und bei allen Gelegenheiten seit der Eröffnung dieser Versammlung. Die Güte und Hochherzigkeit des Königs sind mit Beleidigungen sonder Zahl gegen ihn und seine Familie und mit der Gefangenschaft, in der man ihn seit fast zwei Jahren hält, vergolten worden. Der König hatte sich in alle persönlichen Opfer, die man von ihm forderte, gefügt und bereit gefunden, alle Leiden des Zustandes, in dem er gehalten wurde, zu ertragen, weil er hoffte, daß aus den Arbeiten der Repräsentanten der Nation das Glück des Königreiches entstehen und er für sein Leiden durch das Allgemeinwohl getröstet würde. Da er aber jetzt, wo die Nationalversammlung zu Ende geht, sieht, daß jede Art von Regierung zerstört ist, daß sich die Klubs jeder Autorität sogar über die Versammlung hinweg bemächtigt haben, daß keine Hoffnung mehr besteht, daß sie die von ihr begangenen Fehler korrigieren könne und auch nicht die neue gesetzgebende Versammlung, wenn in ihr ebenfalls der Klubgeist vorherrscht, reicht der Rest eines Scheins von Autorität, der dem König bleibt, nicht hin, das Wohl zu fördern und das Übel hintanzuhalten. Nach diesen Überlegungen hat der König den Entschluß gefaßt, eine letzte Anstrengung zu machen, um seine Freiheit zurückzugewinnen und sich den Franzosen anzuschließen, die wirklich das Wohl ihres Vaterlandes wünschen; aber die Umtriebe der Aufrührer haben seinen Plan zum Scheitern gebracht; er ist nochmals verhaftet und wird Gefangener in Paris bleiben. Der König hat beschloßen Europa den Zustand, in dem er sich befindet bekanntzumachen; und indem er seinen Kummer dem Kaiser, seinem Schwager, anvertraut, zweifelt er nicht daran, daß er alle Maßnahmen ergreift, die ihm sein großmütiges Herz gebieten wird, um dem König und dem Königreich von Frankreich zu Hilfe zu kommen.

Ganz eigenhändig geschriebenes Original im Wiener Staatsarchiv, Karton 26, Hausarchiv. Mit einem Vermerk von Mercy: „Originalschreiben des Königs von Frankreich“

10. Mai 2011

Estienne Jodelle

Sonett
Comme un qui s’est perdu dans la forest profunde
Loin de chemin, d’oree, et d’adresse, et de gens:
Comme un qui en la mer grosse d’horribles vens,
Se voit presque engloutir des grans vagues de l’onde.

Comme un qui erre aux champs, lorsque la nuit au monde
Ravit toute clarté, j’avois perdu long temps
Voye, route, et lumiere, et presque avec le sens,
Perdu long temps l’object, où plus mon heur se fonde.

Mais quand on voit, ayans ces maux finy leur tour,
Aux bois, en mer, aux champs, le bout, le port, le jour,
Ce bien present plus grand que son mal on vient croire.

Moy donc qui ay tout tel en vostre absence esté,
J’oublie en revoyant vostre heureuse clarté,
Forest, tourmente, et nuict, longue, orageuse, et noire.

Sonett
Wie einer, der im tiefen Walde sich verirrt,
Weitab vom Pfad, nicht Ausweg kennt und Richtung mehr,
Wie einer, dem auf stürmisch hoch gewelltem Meer
Von großen Wogen schon ein Grab bereitet wird,

Wie einer, der durchs Feld irrt, wenn den Tagglanz fort
Die Nacht der Erde nimmt, so hatt` auch ich langhin
Verloren Weg, Bahn, Licht und beinah mit dem Sinn
Langhin verloren meines größten Glückes Hort.

Doch sieht man dann, sobald der Unheilsbann zerbricht,
In Wäldern, Feldern, Mer, das Ziel, den Ort, das Licht,
Wird dies zum größer`n Gut als Not, die jüngst entflohn:

Auch ich, dem, fern von dir, solch Schiksal war verhängt,
Vergeß im Wiedersehn, von deinem Licht beschenkt,
Wald, Qual und lange Nacht mit Sturm und düsterem Drohn.

für Eva 

Estienne Jodelle, Seigneur de Lymondin
Jodell geb. 1532 in Paris, gest. 1573 ebendort, war Organisator der Feste am französischen Königshof. Er stand der Pléiade nahe und schrieb lyrische Gedichte seit seiner frühen Jugend. Seine Tragödie „Cléopatre captive“ ist die erste nicht aus alten Sprachen übersetzte, sondern selbstständige französische Tragödie nach antiker Art. Jedelle gilt als Schöpfer der klassizistischen französischen Dramas, das mit den Werken Pierre Corneilles und Jean Racines seinen künstlerischen Höhepunkt erreicht.
Text nach: Les Amours et autres póesies d`Estienne Jodell, sieur du Lymodin hrg. Von Ad. van Bever, 1907

27. April 2011

Madame du Barry

Die Gräfin ist Ludwing XV. im Frühjahr 1768 in Versailles aufgefallen.
Choiseul, der Premierminister hat behauptet, daß die junge Madame du Barry nach Paris gekommen sei, um seine Unterstützung in der Sache eines Heereslieferungsauftrages zu erbitten. Choiseul verweist sie an den Intendanten Foulon in Versailles. Jeanne und ihre Mutter haben so die Gelegenheit das Schloß zu betreten, und wurden absichtlich dort aufgestellt, wo seine Majestät vorbeikommen wird.
Der König ist von der Schönheit und Jugend der Madame du Barry angetan und beauftragt seinen Kammerdiener Lebel nach ihren Namen zu fragen. Lebel ist derartge Aufträge gewöhnt und wenig später führt er Jeanne in die Kleinen Gemächer von Louis XV. ...
Die junge Mätresse ist nicht unerfahren. Sie ist fast fünfundzwanzig Jahre alt und die uneheliche Tochter von Anne Bécu, die als Näherin in einem Kloster gearbeitet hatte; der Vater war vermutlich einer der Mönche dieses Kloster. Anne Bécu gab ihr Kind zu den Damen von Saint-Aure in Pension. Im Alter von fünfzehn Jahren tritt Jeanne als Gesellschaftsdame in die Dienst von Madame Delay, einer Steuerpächterswitwe, und die Herren, die den Salon der Madame Delay besuchen, werden bald auf die hübsche Vorleserin aufmerksam. Sie machen ihr den Hof. Einer von ihnen erlangt ihre Gunst, andere folgten. Die Witwe ist bald von dem Benehmen ihrer Gesellschaftsdame unterrichtet und man flüsterte sie habe die Söhne des Hauses, zwei verheiratete Männer, zu verführen versucht. Jeanne wird entlassen, und tritt als Verkäuferin ins Modegeschäft der Madame Labille ein. Die Schönheit von Jeanne lockt die Kundschaft in den Laden, wie Honig die Fliegen. Der weibliche Kundschaft folgen die Verehrer der Damen, Herren vom Hof, Gardeoffiziere, reiche Bankiers drängen sich um Jeanne. Während der Woche überwacht Madame Labille ihre Angestellten jedoch streng, und so hält sich Jeanne am Sonntag schadlos: Sie besucht in galanter Begleitung die verschiedenen Jahrmärkte, bindet sich aber an keinen ihrer Liebhaber. Sie ist keine Mätresse oder billige Kurtisane sonder ein lebenslustiges Mädchen, das nur an sein Vergnügen denkt. Sie wählt ihre Freunde mit Bedacht, ihre Liebhaber sind „Stufen auf ihrem Weg zum Ruhm“.
Im Jahre 1763, mit zwanzig Jahren, lernt sie den Grafen du Barry kennen. Ein Graf von untadeliger Herkunft, er stammt aus einer guten Familie des Languedoc, aber ein Gauner und Betrüger, der das Vermögen seiner Frau durchgebracht hat. Graf du Barry bereichert sich als Heereslieferant auf übelste Weise, und lernt so den Stiefvater von Jeanne kennen, der auf dem gleichen Gebiet tätig ist. Der Stiefvater von Jeanne macht die jungen Leute miteinander bekannt. Jean war hingerissen, und Jeanne, die sich damals Madmoiselle de Vaubernier nannte, scheint bald seine Mätresse geworden zu sein. Da ihr Freund Jean bereits verheiratet ist, heiratet Jeanne kurzer hand den unverheirateten Bruder Ihres Liebhabers um den wohlklingenden Namen tragen zu dürfen.

Jeanne du Barry wohnt mit Ihrer Mutter in seinem Haus, in der Rue de Jussienne, wo an selber Adresse der Salon Madame du Barrys bald in Mode kommt. Man trifft dort die vornehmsten Herren des Hofes und bekannte Künstler. In dieser Umgebung lernt die Geliebte von Jean du Barry, sich in der vornehmsten Gesellschaft zu bewegen. Sie hatte einige Liebhaber unter diesen bekannten Besuchern und hatte keine Hemmungen den Grafen Jean untreu zu werden. Namentlich genannt sind der Bankier Sainte-Foix und der Herzog de Richelieu. Jean du Barry weiß von den Affären seiner Mätresse und sucht bei anderen Frauen Trost. Es ist ihm gelungen seine Sohn in das Pagenkorps des Königlichen Hofstaates zu bringen, aber er ist noch jung und kann seinem Vater nicht die Beziehungen verschaffen, die dieser für seine mehr oder weniger unlauteren Geschäfte nötig hat.
So kommt der Graf auf die glorreiche Idee, seine Geliebte dem König anzubieten.
So wird Jeanne im Schloß eingeführt, durch wenig zufällige Umstände von Ludwig XV. bemerkt und zu seiner Mätresse.
Allerdings hat Ludwig zu Beginn einige Bedenken wegen Jeannes Vergangenheit: „Sagen Sie, Noailles“, fragte er eines Tages den Herzog, der stets offen mit dem König gesprochen hat, „bin ich nicht der Nachfolger von Sainte-Foix?“
„Ja, Majestät, so wie Eure Majestät der Nachfolger von Pharamond* ist!“





*sagenhafter erster Herrscher des Frankenreich
Teile entnommen von Jacques Levron. Louis XV., Kapitel "Eine gewisse Jeanne Bécu"

4. April 2011

Versailles trifft Wikipedia

Im Februar 2011 sind das Museum von Versailles und Wikipedia eine Kooperation eingegangen.
Zweck dieser Gemeinschaft ist die Verbreitung von digitalen Originalen des Museum über die bekannte Plattform. Wikipedia ist mit 17 Mio. Artikeln in 250 Sprachen die bekannteste und umfassendeste Online-Enzyklopädie. Wikimedia Frankreich fördert in Frankreich die berühmte Autorensammlung Wikipedia und die anderen Wikimedia-Projekte.

Zum ersten Mal in Frankreich wird ein Mitarbeiter von Wiki, in diesem Falle Benoît Evellin, sechs Monate im Versailler Schloss verbringen. Evellin, Mitglied von Wikimedia Frankreich und ein Spezialist in kultureller Mediation, wird den Kontakt und Austausch zwischen den Mitwirkenden von Wikipedia und den Teams des Versailler Schlosses fördern. Seine Aufgabe besteht in der Schaffung von geeigneten Kanälen für die Übermittlung von kulturellem und wissenschaftlichem Inhalt des Versailler Schlosses in französischer und in anderen Sprachen innerhalb von Wikimedia-Projekten und auf Wikimedia Commons, dem zentralen Medienarchiv der Wikimedia-Projekte, vorwiegend mittels Fotos.
Da Wikipedia vorwiegend ein Medium für freie Autoren ist, bin ich über die Auswahl des Medienarchiv Wikimedia gespannt, da es schon in der Zeit vor der Kooperation, jedem frei stand in den Archiven von Schloss Versailles zu stöbern.
Evellin ist enthusiastisch: "Es ist eine grosse Ehre für mich, in diesem Sinnbild französischer Geschichte empfangen zu werden. Versailles ist schon immer Standort von Innovationen gewesen, somit ist es nur normal, dass dies auch im digitalen Zeitalter so bleibt."

Jean-Jacques Aillagon, Präsident der öffentlichen Einrichtung des nationalen Schlossgutes und Museums von Versailles, merkt an: "Wikipedia ist eine wichtige Quelle von Informationen über das Schloss Versailles in der ganzen Welt. Einige Konservatoren und wissenschaftliche Experten des Schlosses tragen bereits sporadisch zur Bereicherung einiger Artikel bei. Der Zweck dieses Aufenthalts besteht darin, die Überlegungen in Bezug auf den grösstmöglichen Austausch voranzutreiben und zu verfolgen."
"Wir sind hocherfreut, dass in nur wenigen Wochen eine originelle, ertragreiche und innovative Zusammenarbeit eingerichtet werden kann", meint Adrienne Alix, Präsidentin von Wikimedia Frankreich. "Die dynamische Kraft des Versailler Schlosses und der Wunsch, sein Erbe zu teilen, sind hoch zu schätzen und wir sind sicher, dass dies den Weg für andere Projekte und andere Institutionen ebnen wird, da wir bereits neben Versailles auch mit der Stadt Toulouse und der Französischen Nationalbibliothek zusammengearbeitet haben."

Es bleibt nur zu hoffen, daß nach der anfänglichen Euphorie wieder etwas Sachlichkeit einkehrt. Ich persönlich kann für Autoren und Leser von Wikipedia noch keine Vorteile erkennen, und es wird sich weisen ob diese Zusammenarbeit ihre Früchte trägt.
Eine subtile Einflussnahme durch das Museum, daß die ungemeine Fülle von Informationen und Bilddaten verwaltet, ist naheliegend.

lePoint france
Rückfragehinweis: Pressekontakt: Château de Versailles, Helene Dalifard,+33(0)1-30-83-77-01; Aurelie Gevrey, +33(0)1-30-83-77-03; Violaine Solari,+33(0)1-30-83-77-14, presse@chateauversailles.fr; Wikimedia: Adrienne Alix,adrienne.alix@wikimedia.fr, +33(0)6-33-40-70-80

19. März 2011

Place de Grève und Hotel de Ville.

Im antiken Paris war die Place de Grève das wirtschaftliche Zentrum der Stadt.
Der Anlegeplatz war für die Schiffer wichtig, da es noch keine Anlegestellen gab, und das flache und sandige Flußufer ein rasches be- und entladen erlaubte.
Die Handelsgilde hatte ihr Haus am Place de Gréve und übernahm die Waren und bot sie zum Verkauf an. So entstanden Tavernen und Stände und es herrschte ein reges Treiben an der Place. Das Hotel de Ville oder Rathaus genannt, waren der Sitz der Stadtverwaltung. Der flache und sandige Untergund des Platzes erlaubte es trockenen Fußes die Stadt zu betreten, ohne im Morast zu versinken. Es hat ungefähr eine Breite von 80m und eine Länge von 150 m, und hat die gleiche Grundfläche wie das Hotel de Ville das vom Fluss aus betrachtet rechts liegt. Die Place de Grève wurde als Richtplatz oder (und) als Festplatz für besondere Ereignisse genutzt. Der Ausdruck Grève, der im heutigen französischen Sprachgebrauch mit Streik übersetzt wird, hat seinen Ursprung vom Place de Grève.





Das ursprüngliche Haus am Place de Grève wurde 1357 zum Pariser Rathaus umgewidmet. Wegen Baufälligkeit kam es im 16. Jahrhundert zum Abriss des Gebäudes. Franz I. ließ einen Prachtbau für die Pariser Stadtverwaltung im modernen Renaissance Stil errichten. Als im Zuge der Kampfhandlungen der Kommune von 1871 das Gebäude in Brand geriet, so daß danach nur mehr eine Brandruine zurückblieb, wurde das hotel de ville abgerissen.
Das jetzige Gebäude wurde nach den Plänen der beiden Architekten Théodore Ballu und Pierre Deperthes zwischen 1874 und 1882 errichtet. Es wurde im Stil dem ursprünglichen Gebäude nachempfunden. Außen sind an der Fassade des heutigen Hotel de Ville insgesamt 146 Statuen berühmter Persönlichkeiten zu bewundern. Im Innenraum des Gebäudes dominieren wiederum prächtige Dekorationen aus der Zeit der Dritten Republik. 1803 wurde die Place de Grève in Hotel de Ville umbenannt, und ist auch heute noch der Sitz der pariser Stadtverwaltung. Es ist im 4. Arrondissement der französischen Hauptstadt an der Rue de Rivoli zu finden.

7. März 2011

Katharina von Medici von Jean Orieux ...

...eine lesenswerte Biographie über die schwarze Königin von Frankreich.
Beginnend mit ihrer Jugend in Italien und den Hintergründen der Medici, führt Orieux den Leser ins Frankreich von Frances I. und spannt den Bogen fast über das gesamte 16. Jhdt bis Henri IV. Da Orieux kein strenger Historiker im tradionellen Sinn ist und mehr auf Deatails und Hintergründe bei Hof achtet, macht die Biographie um so lesenswerter, da die beschriebenen Personen fast bildlich in seinen Erzählungen erscheinen. An Zitaten und Aussprüchen fehlt es auch nicht. Gut geschrieben und übersetzt, für jüngere Leser ein wenig oldfashionend, da Orieux ein französischer Schriftsteller, geboren am Anfang des 20.Jhdt., längere Sätze und Beschreibungen bildet, die der jungen Generation schon fremd sein könnte. Also mir hat es gefallen. Bei Amazon findet ihr das Buch für 0,99 Euro, geistige Nahrung zum Preis einer Baguette.;)

6. März 2011

Frankreich gegen Österreich

Über die tennisbegeisterteten Franzosen der früheren Geschichte habe ich euch schon berichtet.
Dieses Wochenende war großes Treffen mit der Grand Nation, den neunfachen Daviscup Sieger.
Österreich hatte einen schwarzen Freitag und verlor beide Spiele gegen Jermey Chardy und Gilles Simon.
Am Samstag wurde der erste Punkt gegen Frankreich im Doppel erzielt und heute hatte Jürgen Melzer ein fulminates Spiel gegen Gilles Simon über fünf spannede Sätze.

Sollte es gelingen den starken Gegner Frankreich besiegen, wäre das eine Sensation, da Österreich erst wieder kurz in der ersten Gruppe des Davis-Cup aufgestiegen ist und derzeit tapfer den Finalisten Frankreich herausfordert.

Das letzte Match ging an Frankreich. Die Grand Nation kommt mit Zittern ins Viertelfinale und Österreich tritt den langen Marsch in die Relegation an. Aber unter uns gesprochen, Frankreich war die etwas stärkere Mannschaft.

Freitag, 4.3.2011 ab 14:00 Uhr
Jürgen Melzer - Jeremy Chardy: 5:7, 4:6, 5:7
Stefan Koubek - Gilles Simon: 0:6, 2:6, 3:6

Samstag, 5.3.2011 ab 14:00 Uhr
Jürgen Melzer / Oliver Marach - Julien Benneteau / Michael Llodra: 6:4, 3:6, 6:3, 6:4

Sonntag, 6.3.2011 ab 13:30 Uhr (ORF Sport+: live ab 13:25 Uhr)
Jürgen Melzer - Gilles Simon: 7:6(7), 3:6, 1:6, 6:4, 6:0
Martin Fischer - Jeremy Chardy



10. Februar 2011

Ramaeu und „Castor et Pollux“

Jean-Philippe Ramaeu, nur wenigen bekannt, da an unseren Häusern wenig gespielt, wurde selbst in Frankreich, erst von Debussy wieder entdeckt. Lange Zeit galt er als ein Komponist des Ancien Régime, den das revolutionäre Frankreich nicht würdigen wollte. Das ganz zu unrecht. Seine Musik verzaubert uns heute noch, und die Fülle seiner Komposition hätte für einen zweiten Opernabend gereicht. Ramaeu überarbeitete sein erste Oper "Castor et Pollux" Jahre später und diese Version wurde in Wien zur Aufführung gebracht.



Als erstmalige Aufführung am Theater an der Wien, ist besonders die erstklassige musikalische Leistung des Orchester „Les talens lyriques“ mit Christophe Rousset zu verdanken. Rousset, der sich der alten Musik und insbesondere den Komponisten seines Landes verpflichtet fühlt, und erstklassig vorführen kann. Sein Orchester ist nicht mit der symphonischen Kraft späterer Zeiten zu vergleichen, sondern überzeugt durch gute Darbietung und Umsetzung der alten Kompositionen. Der kleine, intime Rahmen im Theater an der Wien kam den „les talens lyriques“ sehr entgegen.
Die zweite treibende Kraft bei dieser Inszenierung war die hervorragende gesangliche Leistung des „Arnold Schönberg Chor“. Viele Stücke sind für Chor komponiert und ein wichtiges Element der französischen Barockoper. Der Chor sang und spielte mit Begeisterung und weil man kein Ballett sah, war der großartige Auftritt des „Arnold Schönberg Chor“ der optische Aufputz für diese Oper.
Auf Balletteinlagen wurde bei „Castor et Pollux“ zur Gänze verzichtet, die Ballettmusik wurde als pantomimische Rückblende, rein konzertant dargeboten. Diese Idee war zeitgemäß und stimmig. Die Ballettmusik zu Castor et Pollux hätte alleine einen Abend füllen können.
An der Inszenierung von Mariame Clément ist rein gar nichts auszusetzen und wir können nur hoffen, bald wieder eine Aufführung von ihr sehen zu können. Das Bühnenbild und die Ausstattung von Julia Hansen zeigte ein gutes Gespür für die komplexe Handlung der griechischen Tragödie, und Frau Hansen zeigte ihr Können schon bei Ramaeu "Platée“.
Die vier wichtigen Rollen sangen, Christine Kark als Télaire, Anne Sophie von Otter als Phébé, Maxim Mironov als Castor, Tenor, und Dietrich Henschel als Pollux, Bariton.
Weiters Nicolas Testé als Jupiter, Bass, Pavel Kudinov als Grand Pretre, Enea Scala als Mercure und Sophie Marilley als Cléone.
Einige der genannten Solisten rangen mit Ihrer Darbietungen und das war für das Publikum hörbar. Die Sprache wurde nicht immer als schön und kraftvoll empfunden.
Aber ich möchte nicht zu streng sein, den nur wenige der Solisten hatten mit der französischen Oper bislang zu tun und möchte abschließend auf den grandiosen Pierre-Montan Berton genannt „Le Breton“ hinweisen.
Bekannter und berühmter Tenor seiner Zeit, und Leiter der Pariser Oper in den 1770igern, inszenierte 1780 „Castor et Pollux, und verstarb im Mai 1780 wenige Tage nach der Premiere an Erschöpfung, wie einige theatralische Stimmen behaupten. Wenn nicht wahr, doch gut für die Nachwelt erzählt, und als Vorbild für kommende Generationen gedacht, sich Ramaeu mit mehr Ehrfurcht zu nähern.

2. Februar 2011

Die japanischen Lacke der Marie Antoinette








Marie Antoinette hatte eine ansehliche Sammlung von japanischen Lacken. Eine Leidenschaft die sie mit Ihrer Mutter Maria Theresia teilte. Zwischen den beiden Damen wurden Geschenke ausgetauscht und vieles findet sich im Lackzimmer des Schlosses Schönbrunn oder blieb in der Sammlung der Königin von Frankreich.
Die Ausstattung des berühmten schwarzen Lackzimmer in Schönbrunn zeigt erlesene Stücke in Art und Form ähnlich der Stücke die Marie Antoinette in Versailles sammelte.
Die Abbildung des Vieux Laque Zimmer zeigt wie wundervoll die Wandverkleidung mit den japanischen Lacken gelungen ist. Leider ist auf der Abbildung des Schlosses Schönbrunn, das kleine Interieur nicht abgebildet.

19. Januar 2011

Maurice Scéve

L’oeil, aultrefois ma joyeuse lumiere,
En ta beaultè fut tellement deceu ,
Que de fontaine estendu en ryviere,
Veut reparer le mal pqr luy conceu,
Car telle ardeur le coer en à receu,
Que le corps vif est jà reduict en cendre :
Dont l’oeil piteux fait ses ruisseaulx descendre
Pour la garder d’estre du vent raive,
Affin que moyste aux os se puisse prendre,
Pour sembler corps, ou umbre de sa vie.


Das Auge, meine Freude einst und Helle,
ward so getäuscht durch deiner Schönheit Macht,
Daß es zum Strome werden ließ die Quelle,
Das Leid zu heilen, das er mir gebracht.
Im Herzen ward ja so viel Glut entfacht,
Daß lebend schon der Leib zu Asche ward.
Mitfühlend drum das Aug´ nicht Tränen spart,
Damit im Winde nicht der Staub hintreibe,
Der feucht sich leicht mit den Gebeinen paart,
Daß noch ein Schein von Leib und Leben bleibe.


Scève geboren 1510 in Lyon, gestorben gegen 1562 in Lyon, gehört neben Louize Labè zum Lyoner Gelehrten- und Dichterkreis, der damals in einem literarischen Wettstreit mit Paris stand. Auf diesen Kreis wirkte sich der Einfluß von Platos Philosophie und der Formenwelt der italienischen Renaissance befruchtend aus. Der Symbolismus am Ende des 19. Jahrhundert entdeckte seine Verwandtschaft mit der Kunst Scèves. In seiner Lyrik ist die Syntax recht eigenwillig behandelt; Klang und Rhythmus werden, unabhängig vom Sinngehalt des Wortes wichtige Faktoren der dichterischen Aussage.

Texte nach: Maurice Scève; Dèlie, Object de plus haulte Vertu, E. Parturier, 1916 (Société français modernes)

3. Januar 2011

Castor et Pollux im Theater an der Wien


Kartenvorverkauf

Diese große Oper wird von mir natürlich besucht und für euch in einer Kritik näher beschrieben. Ich bin, dank der tollen Komposition von Ramaeu, sehr zuversichtlich, daß uns eine großartige Aufführung zu Gehör gebracht wird. Leider müssen wir uns noch zwei Wochen gedulden.

Jean-Philippe Rameau war bereits fünfzig Jahre alt, als er 1733 mit seiner ersten Oper Hippolyte et Aricie über Nacht berühmt wurde. „Mein Gott, in dieser Oper steckt genug Musik, um zehn daraus zu machen; der Mann wird uns alle auslöschen“, urteilte sein Komponistenkollege André Campra über Hippolyte et Aricie. Die französische Oper hatte seit Jean-Baptiste Lullys Tod 1687 keine neuen Impulse mehr erhalten, Rameau weckte sie aus ihrem Dornröschenschlaf. Er blieb zwar – ähnlich wie Lully – bei den antiken Sujets, füllte sie aber mit den Idealen und Themen der Aufklärung: Castor et Pollux verherrlicht die selbstlose Freundschaft und Bruderliebe der berühmten Zwillinge.

Handlung:
Télaïre soll Pollux heiraten, in Wahrheit aber liebt sie dessen Zwillingsbruder Castor, und auch er liebt sie. Als Pollux die tiefe Zuneigung der beiden realisiert, verzichtet er zugunsten seines Bruders auf Télaïre. Das folgende Liebesfest wird jäh gestört durch einen Angriff, den die eifersüchtige Phébé, Télaïres Schwester, angestachelt hat. Castor wird getötet. Castor und Pollux sind Söhne der Leda, haben aber verschiedene Väter: Pollux ist der Sohn des Jupiter und deshalb unsterblich. Er steigt in die Unterwelt hinab, um den Bruder für sein Volk, die Spartaner, und für Télaïre zurückzuholen. Castor darf aber nur leben, wenn Pollux seinen Platz in der Unterwelt einnimmt. Für einen Tag nur akzeptiert Castor das Opfer des Bruders, er will noch einmal Télaïre sehen, um Abschied zu nehmen. Von dieser treuen brüderlichen Liebe ist Jupiter so gerührt, dass er schließlich auch Castor das ewige Leben verleiht, und die Brüder gemeinsam in den Himmel entrückt – als Sternbild der Zwillinge.

Die Liebe besiegt den Tod – ein ewiger Traum der Menschheit. Er wird hier nicht von einem Liebespaar erfahren, sondern von zwei Brüdern in einer sehr speziellen Patchworkfamilie voller heikler Gefühlsverstrickungen. Rameaus Oper ist emotional und dramatisch von großer Dichte. Sie schildert Sehnsucht und Verzweiflung besonders ergreifend in Rameaus vielleicht berühmtester Arie „Tristes apprêts“ (Trauriger Schmuck) und selig jubelnde Unsterblichkeit in der Abschlussarie des Werkes.

Text und Bild - Theater an der Wien