22. Mai 2009

Das Testament Louis XVI.


In der wiener Gratiszeitung „Heute“ ist ein Artikel zu dem Testament Ludwig XVI., dem Gemahl von Marie Antoinette, erschienen.
Mehr Informationen zum letzten Testament Louis XVI. findest du HIER
Ich möchte den Artikel unkommentiert anfügen. Da das Bild der Faksimile natürlich nicht Louis XVI. zeigt, ist vielleicht dadurch zu erklären, daß der Redakteur die römischen Ziffern nicht genau kennt, oder der Grafiker bloß schlampig war.
Ich habe Euch das richtige Portrait des jungen König Louis XVI. im Krönungsornat beigefügt.
Welchen bekannten Bourbonen zeigt der Zeitungsartikel?


20. Mai 2009

Marianne Harland und duc de Lauzun

Spoughton, den 4. Mai 1773


Zweifellos glauben Sie daß ich vergessen habe, mein lieber Lauzun, weil ich Ihnen lange nicht schrieb. Ich schwöre Ihnen, es ist nicht meine Schuld. Ein Mädchen, das Sie mit Ihrer besonderen Aufmerksamkeit beehrt haben, wird der Gegenstand der Aufmerksamkeit ihrer Eltern und wird auf Schritt und Tritt bewacht.
Feder und Tinte verweigert man mir. Nicht aus Mißtrauen, wie meine Mutter sagt, aber der größeren Sicherheit halber. Anstatt zu schlafen, schreibe ich Dir und bringe damit wahrlich kein Opfer. Denn, wem könnte ich von meiner lächerlichen Lage erzählen, und wer könnte sie besser verstehen als Lauzun? Ich habe einen Anbeter, der nicht, wie Du, die Ungeschicklichkeit besitzt, verheiratet zu sein. Sir Marmeduke legt mir ein ungeheures Vermögen und, was schlimmer ist, eine ungeheure Person zu Füßen. Er will, daß ich ihn liebe; und das finde ich ein wenig über meine Kräfte gehend. Ich will Dir also meine neue Eroberung beschreiben und Du sollst sehen, ob sie Dir ähnelt.
Sir Marmeduke ist nicht größer als eins der alten Fauteuils, die sich in unserem Zimmer in Bristol befanden, in demselben Zimmer, wo Du so gut empfangen worden bist. Er ist sehr dick, was vorläufig nur unangenehm ist; später aber, wenn er nur ein wenig zunimmt, könnte es sehr merkwürdig wirken. Er ist außerordentlich blond. Kleine dicke, geschwollene Beine tragen in schwerfällig in meine Nähe und lassen ihn leider sehr lange hier verweilen. Diese ungeheure Fleischmasse trinkt viel Portwein, jagt den Fuchs und hält Rennpferde, ganz wie Du. Er versichert mir, das alles würde mich sehr unterhalten. Mit einem Wort: er ist sehr nett, und wenn er in London leben will, heirate ich ihn. Du brauchst Dich nicht darüber zu ärgern, denn Du verlierst ja nichts in einem Vergleich.
Wenn ich aber in der Provinz leben muß, bin ich die Dienerin Sir Marmedukes und bleibe Dir treu. Ich, jung, hübsch, verrückt auf alles, was liebenswürdig ist, gewöhnt an die Huldigungen alles eleganten und begehrenswerten Männer von ganz London, die Frau eines „Hunters“! Dazu bestimmt, mein Leben zwischen meinem Mann und dem alten Pfarrer der Parochie zu verbringen und darauf angewiesen zu sein, wenn ich mich unterhalten will, mit dem weniger Betrunkenen von beiden zu unterhalten: Stelle Dir Marianne vor, ihr Gesicht, ihren Charakter, ihr Wesen, und denke, ob das möglich ist!
Mein dicker Verehrer bereitet für mich ein seiner würdiges Fest vor. In vierzehn Tagen finden die Rennen von Ipswich statt. Er hat einen golden Becher anfertigen lassen, der schwerer ist als ich, und von einem Pferd gewonnen werden soll, das ihn zweitausend Louisdor gekostet hat. Er erbittert von mir die Gunst, mir diesen Becher zu Füßen legen zu dürfen.
Warum kommst Du nicht zum Rennen? ... Nein, nach reiflicher Überlegung: es ist besser, Du kommst nicht! Du würdest imstande sein, den greulichen Kerl zu töten! Warte wenigstens, bis ich seine Frau bin. Leb wohl. Fanny* schickt Dir tausend Grüße und ich, ich liebe Dich wirklich auf eine Weise, die für jedes andere Mädchen mit weniger klarem Kopfe erschreckend wäre.



duc de Lauzun:

Miß Marianne Harland war noch nicht sechzehn. Sie war klein, zierlich, hatte schönes Haar, hübsche Augen, reizende Zähne, eine Stimme wie die Gabrielli* und wußte sich ihrer auch so gut zu bedienen. Sie besaß große Gefallsucht, die stets dem Ehrgeiz untergeordnet war, eine glänzende Heirat zu machen. Das ist, glaube ich, die genaue Beschreibung des Äußeren und des Charakters Miß Marianne Harlands.



Mich gelüstete nach dem großen Goldbecher. Ich besaß in New-Market ganz gute Pferde und schickte einen der besten Renner nach Ipswich. Sein Alter, sein Name, zehn Guineen genügten, daß er angenommen wurde. Ein kleiner schwarzgekleideter Jockei befolgte genau seine Instruktionen, hielt sich bescheiden während des ganzen Rennens hinter dem Pferde Sir Marmedukes und hundert Schritt vor dem Winning Port schoß er wie ein Pfeil hervor.
Er gewann den Pokal und überreichte ihn Marianne mit einem Briefchen folgenden Inhalts:
Da Sir Marmeduke einen Augenblick zu spät anlangte, so gestatten Sie mir, seine Instruktionen zu befolgen und Ihnen den Becher zu Füßen zu legen.“
Marianne erkannte meine Schrift. „Er ist reizend“ sagte sie lachend.


*Fanny Harland, ältere Schwester von Marianne Harland
*Gabrielli, Katharina Gabrielli berühmte italienische Sängerin

11. Mai 2009

Zitrustage in der Orangerie - 15. bis 17. Mai



Besuchen Sie die traditionellen Wiener Zitrustage im geschichtsträchtigen Ambiente der Orangerie Schönbrunn.
Erleben Sie mediterranes Flair und bewundern Sie die wervollen Sammlung historischer Zitruspflanzen der Österreichischen Bundesgärten.
Verkauf von ausgefallenen Zitrusspezialitäten, Pflanzen für den Wintergarten, Kräutern und exotischen Gewürzen, winterharter Palmen sowie Fachbüchern
Es finden auch Spezialführungen durch die Orangerie statt, die nicht öffentlich zugänglich sind.
Die Führungen beginnen, von Herrn Hofrat Dr. Leopold Urban moderiert am Samstag und Sonntag ab 15 00.

Eintritt 4 Euro, Führungskosten 5 Euro.
Verbinden Sie Ihren Besuch mit einen kurzen Abstecher in den Schlosspark Hetzendorf zu der Ausstellung "Salon jardin" nur wenige Busstatione enfernt.
Veranstalter. Österreichische Gartenbau Gesellschaft ÖGG

9. Mai 2009

Gargantua und Pantagruel


In dem satirisch-fantastischen fünfteiligen Romanzyklus Gargantua und Pantagruel verbindet François Rabelais mit bemerkenswerter Fabulierkunst Gelehrsamkeit und Volksweisheit, Spaß und Geist und fordert die Menschen zur Abkehr vom scholastischen und dogmatischen Denken auf.

Entstehung:
Rabelais arbeitete über 20 Jahre an der Pentalogie. Das fünfte Buch erschien postum und ist vermutlich ursprünglich ein Teil des dritten bzw. vierten Buchs gewesen.
Inhalt:
Nach Art der Ritterromane erzählt Rabelais die merkwürdig anmutenden Abenteuer der beiden Riesenkönige Gargantua und Pantagruel. Pantagruel ist durch immerwährenden Durst und enormen Appetit zu einer grotesk-gewaltigen Lebensführung genötigt, die allerdings auch mit einem unmäßigen Bildungshunger und Studieneifer verbunden ist. Diese Grundannahmen, die zum Teil auf alte Volksbücher und auf das berühmte Vorbild der Chansons de Geste aus dem Mittelalter zurückgehen, gestatten Rabelais, die Geschichte seiner beiden Helden und ihres Freundes Panurge* mit einer an Episoden überreichen, sich assoziativ fortsetzenden Handlung zu verbinden.
Rabelais verknüpft populäres Erzählgut mit freier Fantasie, Legenden, Sagen und Seemannsgarn. Die unbekümmert wirkende sprachlich herausragende Präsentation ist dabei ebenso wichtig wie die erkennbaren Handlungsstränge, die teilweise sogar in den Hintergrund treten können. So wird die Frage, ob Panurgel nach seiner Heirat von seiner Frau betrogen werden könnte, zum Ausgangspunkt einer weitläufigen Satire auf den Wissenschaftsbetrieb.
Struktur
Die eingehende Bildung sowie Erfahrung des Autors bilden das Fundament der Pentalogie, deren Stoff der Autor in den Klöstern und Bildungsstätten des Landes erworben und gesammelt hat. Montpellier, Lyon, aber auch Straßburg, Briancon, Grenoble oder Metz hat Rabelais besucht, erlebt und in seinem vielfältigen Frankreichbild mit einer im dritten und vierten Band immer stärker anekdotisch zerfallenden Romanhandlung verbunden. Besonders genau schildert Rabelais seine Heimat an der Loire, die zu jener Zeit aus Kernland der Valois-Herrscher der Mittelpunkt des Königtums war. Das Land um Chinon ist Schauplatz des absurden Picrocholine-Krieges. Der tapferste in dieser Auseinandersetzung ist Bruder Jean, ein nicht sehr frommer Mönch, der zum Lohn von Gargantua die Abtei Thelème zugesprochen erhält.
Sie ist das deutlichste positive Wunschbild des Werks, eine ideale Bildungsstätte in der jeder tun kann, wie ihm beliebt und in die nur schöne Menschen aufgenommen werden.
Da das Werk deutliche satirische Porträts wirklicher Personen enthält, hat man auch hinter den fantastischen Namen historische Persönlichkeiten vermutet: Grandgousier sei Ludwig XII., Gargamella Anna de Bretagne, Gargantua Franz I., Pantagruel demnach Heinrich II. und der verschlagene Panurgel der Kardinal von Lothringen, ein Günstling Heinrichs II. In der Gestalt des Bruders Jean sahen Kundige den Kardinal du Bellay, den reichen und mächtigen Gönner des Dichters.
Wirkung:
Die Wortschöpfungen, Anspielungen und Verballhornungen, für die neben eben den antiken Sprachen auch das Rotwelsch Pate stand, haben sich über den Übersetzer Johannes Fischart alias Erich Dombrowski auch im deutschen Sprachraum verbreitet. Das Werk begründete den Ruhm des Dichters und fand viele Nachahmer.





Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)
* griech., der mit allen Wassern Gewaschene