20. Dezember 2008

Weihnachtsgrüsse



Hochwürden stimmt sich auf das nahe Weihnachtsfest ein, und auch ich warte schon sehnsüchtig auf die kommenden Weihnachtsfeiertage um wieder etwas Ruhe zu finden.

Ich wünsche Euch allen ein ruhiges und besinnliches Fest und ein glückliches neues Jahr.

Das Bildchen ist wie immer von Alipius aus dem Googleblog rom römer am römsten

3. Dezember 2008

Die Tuilerien


Der Palast der Tuilerien – Les Tuileries, von tuile, Ziegel, weil an der Stelle des nachmaligen Palastes eine Ziegelbrennerei stand, wurde von Katharina von Medici, der Gemahlin Heinrich des II., 1564 zu bauen angefangen; der Bau wurde fortgesetzt unter Heinrich IV., Ludwig der XIII., Ludwig XIV. und Napoleon I. und eigentlich nie recht vollendet. Der erste König, der in den Tuilerien residierte, war Ludwig XIII., aber schon Ludwig der XIV. verweilte nur mehr kurze Zeit daselbst und verlegte die Residenz nach Saint-Germain-en-Laye, später nach Versailles. Beim Sturm auf die Tuilerien ,1792, erreichte die Revolution einen ersten Höhepunkt. Nach dem Sturz des Königtums wurde der Palast der Sitz des Konvents und dann des Direktoriums. Napoleon bewohnte die Tuilerien als erster Konsul und als Kaiser, und die Tuilerien blieben dann wieder Residenzschloss bis zum Ende des zweiten Kaisertums. Das Schicksal des großartigen Gebäudes in den Tagen de Kommune 1871 ist bekannt.

Maxime de la Rochetrie, Marie Antoinette 2. Teil Seite 465



27. November 2008

Peter Viktor Besenval von Brunnstatt


Als einer der meist bei den Biographien über Marie Antoinette vergessen wird, ist Peter Viktor Besenval von Brunnstatt besonders hervorzuheben.
Er war wesentlich älter (*1721) wie der Rest der Freunde Marie Antoinette und war ein Förderer der schönen Künste.
Auch hatte er selbst zwei Romane geschrieben und war bei Marie Antoinette beliebt und gern gesehen, da er die Klatsch- und Tratschgeschichten bei Hof so gut erzählen konnte.
Er hatte zuerst die militärische Laufbahn eingeschlagen. Als verdienter Feldmarschall hatte sich bei der Schlacht von Klosterkamp hervorgetan. In politischer Sache gehörte er zum Kreis von Choiseul. Choiseul verhalf ihm auch zum Amt des Generalinspekteurs der Schweizer Garde. Der Prinz von Ligne, ein Freund von Besenval sprach über ihn: "Er traf den rechten Ton im schlechten Ton und seine Vertraulichkeiten wirkten offenherzig und freundlich." Was immer damit gemeint war.
Besenval sprach über Marie Antoinette:
"Die Gunst und das Vertrauen, welche die Königin mir bezeugte, banden mich rückhaltlos an sie. Ich sprach zu ihr in einer für eine Frau von zwanzig Jahren angemessenen Sprache und Bemühte mich, ihr die Vorstellungen und Auffassungen nahezubringen, welche ihr am ehesten zu ihrem Ruhm und zu ihrem Glück gereichten.
Ich glaube, dass sie diese im Ansatz bereits besaß, und schmeichelte mir, dass ich sie entwickelte, schrieb er ihn mit einem gewissem Maß an Selbstgefälligkeit.

Frau Capman berichtet, 1777 hat sich der Baron Marie Antoinette unsittlich genähert. die Reaktion der Königin war folgende:


Stehen sie auf, Herr Baron! der König soll nie diesen Fehler erfahren, der Sie leicht auf immer in Ungnade bringen könnte.

Der Baron sei erblasst und habe einige Entschuldigungen hervorgestottert, sie aber ist aus dem Zimmer hinausgegangen, ohne mit ihm eine Wort weiter zu sprechen und sie redete seitdem mit ihm fast gar nicht.

Bei dieser Gelegenheit fügt die Königin noch die Worte hinzu:

Es ist höchst angenehm, Freunde zu haben; aber in meiner Lage ist es sehr schwer, dass einem die Freunde dieser Freunde ebenso behagen.

19. November 2008

Louis Joseph Xavier - Duc de Bourgogne



Heute wollen wir uns mit den älteren Bruder von Louis Auguste beschäftigen.
Herzog von Bourgogne geboren am 13. 9. 1751 und somit um drei Jahre älter als Louis Auguste - Duc de Berry.
Die Mutter Maria Josepha von Sachsen brachte bereits 1753 einen Sohn, den Prinzen von Aquitaine zu Welt, der nach wenigen Monaten verstarb.
Schon nach kurzer Zeit hatte das Haus Bourbon drei kräftige Erben vorzuweisen.
Duc de Bourgogne, Duc de Berry und der jüngeren Duc de Provence.
Der Herzog von Burgund wurde besonders verwöhnt und in dem sein Vater Louis Ferdinand sein eigenes „Spiegelbild“ fand. Aufgeweckt, lebhaft und launisch zieht Bourgogne die gesamte Liebe seiner Eltern auf sich, die von seinem Hätschelkind-Verhalten entzückt sind: Sein Rang erlaubt ihm eine gewisse Unverschämtheit, und darüber hinaus ist er schön und charmant. Für dieses Kind gibt es vermutlich wie einst für seinen entfernten Vorfahren (Louis XIV.) keinen „schöneren Beruf“. Schon jetzt spielt er sich als Gebieter auf und hat das Verhältnis zwischen Herrscher und Beherrschten begriffen.
Eines Tages, als er von Boisgelin – einem verdienstvollen Maineoffizier – beaufsichtigt wurde und dieser in daran hindern wollte, in ein Zimmer einzudringen, in dem Handwerker arbeitete, rief er aus:
„Ich glaube, hier bin ich der Herr. Sollten Sie es wagen mich zu berühren?“
- „Ich müsste es, und täte es, um zu vermeiden, dass Sie nicht gehorchen.“
- -„Gehorchen! Aber Sie sind bloß ein Edelmann, und ich bin ein Prinz; Sie sind es, der dazu bestimmt ist, mir zu gehorchen …“
Daraufhin wurde der der Herzog von Bourgogne schrecklich wütend, aber er weinte nicht. Als er sich wieder beruhigt hatte, kehrte er zu Boisgelin zurück: „Mein Zorn ist verraucht. Sie haben ihre Pflicht erfüllt, und schätze Sie dafür umso mehr. Unterhalten wir uns jetzt: Letztlich haben weder Sie noch ich mich zum Prinzen gemacht. Warum wurde ich nicht als Gott geboren? Dann könnte ich alles tun was mir beliebt.“
Während man diesem kleinen puppenhaften König lobhudelt, denkt man nicht an Berry, obwohl er die Spiele seine älteren Bruders bis zu jenem Tag im Mai 1758 teilte, als dieser mit sieben Jahren unter der Fuchtel seine Erziehers, des Herzogs von La Vauguyon, nach dem Brauch „zum Manne geworden“ war. Berry bleibt mit seinen jüngeren Brüdern bei Frau von Marsan.
1760 wird der kleine Duc de Bourgogne schwer krank. Infolge eines Sturzes, den er sich beim Spielen mit seinem Holzpferd zugezogen hatte, begann er zu hinken, und an seiner Hüfte bildete sich eine Geschwulst. Man beschloss, ihn zu operieren, natürlich ohne Betäubung. Stoisch erlitt das Kind den Messerschnitt, die eine Öffnung von gut vier französischen Zoll klaffte“ während sein Vater, seine Mutter und die Königin angstvoll im Nebenzimmer warteten.
Nach dieser Operation war der junge Prinz ans Liegesofa gefesselt und das Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder wurde stärker aber nicht besser.
Der Dauphin ließ keine Gelegenheit verstreichen um den jungen Berry den Stand und seinen Vorsprung zu zeigen. Wohl auch in Vorausicht in ihn den königlichen Nachfolger zu sehen, ein Ziel das er aufgrund seiner schweren Verletzung, den Tod vor Augen, nicht mehr erreichen könnte.
Als eine wohlmeinende Seele, Bourgogne eines Tages fragte, „ob er seine Recht des Älteren nicht Monseigneur, dem Herzog von Berry, abtreten wolle, wenn es ihm dafür ebenso wohl erginge sie diesem“ entgegnete er mit ehrfurchtgebietendem und entschiedenem Ton: „Nein niemals, auch wenn ich mein Lebtag im Zustand, in dem ich mich jetzt befinde, zu Bett liegen müsste.“
Von seiner Allmacht überzeugt, glaubte Bourgogne seine Bruder die Leviten lesen zu müssen, wenn Berry brummig ist und als störrischer Untertan Gerechtigkeit fordert. „Er tadelt ihn unter vier Augen, aber mit der Feierlichkeit eines Prinzen, der das Recht hat, Ratschläge zu erteilen, und eines Tages befehlen wird.“
Im November 1760 begreifen seine Eltern, dass der Prinz verloren ist. „Herr Dauphin und Frau Dauphine sind in einem schmerzvollen Zustand von Niedergeschlagenheit, der kaum vorstellbar ist.“ bemerkt der General von Fontenay.
Man entschließt sich also, Bourgogne taufen, firmen und ihn seine erste Kommunion empfangen zu lassen, nachdem sein Beichtvater ihm enthüllt hat, dass sein Ende naht.
Erhaben bis zum Ende, entgegnete er La Vauguyon, der ihn fragte, ob er dem Leben nachtrauere:
„Ich gebe zu, dass ich es mit Bedauern verlasse, aber ich habe es schon vor langer Zeit Gott geopfert.“
Der Duc de Bourgogne verstirbt kurz nach Ostern am 22. März 1761.



Die beiden kleinen Racker auf dem unteren Bild zeigen Duc de Provence und Duc de Berry und den Buben in der blauen Robe den jungen Duc de Bourgogne.

2. November 2008

2. November



Heute wird der Geburtstag, von Marie Antoinette von Habsburg-Lothringen, gefeiert.



Als der Kaiserin das erstemal die neue Prinzessin gezeigt wurde, rief sie aus:



"Ach, die Ärmste, ich beklage sie, sie sieht mir wie ein Wassertropfen dem anderen ähnlich."



Am 3. November 1755 wurde die junge Erzherzogin, von Johann III. Josef Graf von Trautsohn, Kardinal und Erzbischof von Wien in der Wiener Hofburg getauft.

Weitere Informationen zur Geburt von Marie Antoinette findest Du im Titellink

29. Oktober 2008

28. Oktober 2008

An die Prinzessin Charlotte von Hessen-Darmstadt



Am 9.Mai (1784)

Ich werde Ihr Geheimnis getreulich wahren, kann aber den Prinzen Georg nicht abreisen lassen, ohne ihm wenigstens alle meine Wünsche für Ihr Wohlergehen und Glück mitzugeben. Sie können sich nicht vorstellen, wie lebhaft ich mich mit ihrer Heirat von dem Augenblick Ihrer Mitteilung an beschäftige; die Zwischenzeit benützen
Sie wohl und vor allem Ihren Einfluss auf den Prinzen von Mecklenburg, um Ihr Leben in der Zukunft so glücklich wie möglich gestalten und insbesondere Ihre Verwandten so oft wie möglich sehen können. Ich will gar nicht von einer anderen Reise sprechen, die ich sehr gerne sähe, denn ich könnte selbstsüchtig erscheinen und ich will mich doch heute nur mit Ihnen und Ihrem eigenen Glück beschäftigen. Ich stelle Sie mir bereits von Ihren fünf Kindern umgeben vor; sie dürfen bei einer solchen Stiefmutter* (sic) einer glücklichen Zukunft entgegensehen. Leben Sie wohl, der Herr Prinz Georg wird wohl alle meine Grüße an die Ihrigen bestellen. Ich lasse ganz besonders die Erbprinzessin, mein Leben Lang auf meine zärtliche und unwandelbare Freundschaft zu zählen.


Antoinette

Mai 1780

Liebe Prinzessin!
Ich will um ¾ ein Uhr auf einer Spazierfahrt nach dem Wald bei Ihnen vorbeikommen; ich habe eine Hofdame bei mir, also nur noch Platz für zwei. Wenn Sie mit einer Ihrer Schwestern bereit sein wollen, will ich Sie im Vorbeifahren mitnehmen. Kleiden Sie sich nicht erst an und setzten Sie keine großen Hüte auf, wir fahren im leichten Wagen.
Guten Morgen, recht herzliche Küsse

Antoinette

Liebe Prinzessin!
Es ist reizend von Ihnen, dass sie mein Ihnen übersandtes Bildnis schön finden. Hoffentlich erinnert es Sie oft genug an eine, die Sie zärtlich liebt. Es täte mir außerordentlich leid, wenn Sie sich die Mühe gäben, mich aufzusuchen, da ich nicht einmal bestimmen kann, ob ich morgen oder übermorgen nach Tische daheim bin. Leben Sie wohl, ich bin nicht zu Hause und schreibe dies auf einem Knie, habe also nur noch Zeit genug, sie herzlich zu umarmen und zu küssen.

Antoinette


*Schwiegermutter, Stiefmutter - belle-mère

26. Oktober 2008

Die kleinen Schlösser der großen Fürsten


Marie Antoinette bekam von Ihren Gatten Louis Auguste das Petit Trianon geschenkt.
Seitdem beschäftigte sie sich mit der Verschönerung der Gärten während sie im Gebäude selbst nicht die mindeste Verbesserung, so wie auch nicht die geringste Veränderung am Mobiliar vornehmen ließ, obwohl letzteres bereits ziemlich schlecht geworden war und im Jahre 1789 sich noch genau in demselben Zustand befand, wie unter der Regierung Louis XV..
Alles ohne wurde beibehalten. Die Königin schlief in einem unscheinbaren Bett, das sogar schon von der Gräfin Du Barry (!!) gebraucht worden war. Der Vorwurf der Verschwendung, den man allgemein der Königin gemacht hat, ist der unbegreiflichste unter allen den Irrtümern, die über ihren Charakter in der Welt verbreitet worden sind.
Sie hatte ganz denn entgegen gesetzten Fehler, und ich könnte beweisen, dass sie die Sparsamkeit bis zur Knickerei trieb, die zumal an einer Fürstin tadelswert war. An dem zurück gezogenen Leben in Trianon fand sie viel Geschmack. Sie begab sich dahin gewöhnlich ganz allein, in Begleitung eines einzigen Lakaien; aber sie fand dort eine Dienerschaft zu ihrem Empfang bereit, nämlich einen Kastellan und seine Frau, die dann bei ihr die Stelle einer Kammerfrau vertrat, ferner Kammerfräulein, Schlossburschen usw.

Mme Campan







Ihr Bruder Joseph II., Kaiser von Österreich, ein Freund des Understatements,ließ nach dem Vorbild eines pariser Palais, 1775 im Augarten eine kleine Villa nach seinen persönlichen Wünschen bauen.
Das Palais Augarten, das Hauptgebäude, ist noch heute der Sitz der Manufaktur Augarten Porzellan, die schon seit 1712 in diesem Palais das berühmte Pozellan herstellt. Die angrenzenden Gebäude werden von den Wiener Sängerknaben genutzt.
Das sogenannte Kaiser Stöckl von Joseph II., das an der Rückseite des Palais Augarten zu finden ist, wird heute als Proberaum von den Sängerknaben benutzt und das wurde mir auch von Anrainern bestätigt.
Der ebenerdige Teil des Gebäude wurde von Joseph II. als Privatresidenz benutzt. Die große Maisonette hatte einen Rundumblick in die ehemals unverbaute Leopoldstadt und Richtung Stadtzentrum, in die Praterauen und in den barocken Augarten.
Die Parkanlage wurde von den Gartenarchitekten Jean Trehet in französichen Stil neu angelegt. Kaiser Joseph II. hatte im Jahr 1775 die Parkanlagen der Öffentlichkeit zur freien Benützung übergeben und über dem Gartenportal folgende Infschrift anbringen lassen: „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungs-Ort von Ihrem Schätzer“

16. Oktober 2008

215. Todestag von Marie Antoinette

Heute Gedenken wir der Hinrichtung von Marie Antoinette.



Ankündigung:
Interessierten Lesern kann ich in kürze die privaten Briefe von Marie Antoinette an die Landgräfin Luise von Hessen und an die Prinzessin Charlotte von Hessen zur Lektüre anbieten. Die Briefe sind wie gewöhnlich, als Pdf gescannt, aus einem Buch in französischem Originaltext vorhanden. Interessenten melden sich direkt bei mir, da ich nur einen Brief hier online stellen werde. Das gesamte Konvolut umfasst 34 Briefe.

11. Oktober 2008

Ein Vormittag mit Marie Antoinette


Die Königin erwachte gewöhnlich gegen 8 Uhr.
Eine Garderobefrau trat alsdann ein mit einem Korbe, der zwei oder drei Hemden, Sacktücher und Waschlappen enthielt; das nannte man die Morgenzurüstung. Die erste Kammerfrau reichte ein Buch, in dem Kleidermuster für großen Staat, für Hauskleider usw. angeheftet waren; es waren gewöhnlich für jede Jahreszeit zwölf „große Kleider“, zwölf kleine Phantasiekleider, zwölf reiche Roben mit Reifröcken bestimmt. Die Königin bezeichnete mit einer Stecknadel die für den Tag ausgewählten Kleider: eine großes Kleid, ein Hauskleid für Nachmittag, eine robe parée für Spiel und Souper. Man trug das Musterbuch alsbald fort und brachte in großen Tafttüchern die gewählten Kleider herbei.
Die Königin badete fast täglich; man rollte eine Wanne in ihr Zimmer, und die Badefrauen wurden mit allem Badezubehör eingelassen. Die Königin hüllte sich in ein langes Hemd aus englischen Flanell, das bis hinab zugeknöpft war, und wenn sie aus dem Bade stieg, hielt man ein sehr hohes Tuch von sie, um sie gänzlich den Augen ihrer Frauen zu entziehen. Dann begab sie sich wieder zu Bette, mit einem Mantel aus weißem Taft angetan, und nahm ein Buch oder eine Stickerei zur Hand. Um 9 Uhr frühstückte sie, an Badetagen im Bade selbst auf einem auf den Deckel der Wanne gestellten Präsentierteller, an den anderen Tagen in ihrem Bette oder manchmal stehend an einem Ihrem Kanapee gegenüber hingestellten Tischchen. Es fand dann der kleine Empfang statt. Das Frühstück war sehr einfach, etwas Kaffee oder Chocolate.
Zu Mittag fand die Repräsentationstoilette; das war zugleich die Stunde des großen Empfanges. Es wurden Feldstühle herbeigerückt für die Oberintendantin, die Ehren- und Kammerdamen, die Gouvernante der königlichen Kinder; die Prinzen von Geblüt, die Gardekapitäne, alle Zutritt habenden Großwürdenträger machten ihre Cour; die Palastdamen erst nach der Toilette. Die Königin grüßte mit dem Kopfe oder durch kleine Verbeugung, wenn es ein Prinz von Geblüt war; sie stütze sich auf den Putztisch, um das Zeichen zum Aufstehen zu geben. Die Brüder des Königs kamen gewöhnlich, während man sie frisierte.
Der gewöhnlich reich geschmückte Putztisch wurde in die Mitte des Zimmers gezogen. Hier wurde Toilette gemacht. Die Ehrendame reichte das Hemd und goss das Wasser auf zum Waschen der Hände; die Kammerdame reichte den Unterrock zur Robe oder zum großen Kleide, legte das Halstuch um und befestigte das Collier. In diesem Augenblicke händigte am ersten jeden Monats Herr Randon de la Tour der Königin in einem weißledernen, mit Taft gefütterten und silberbestickten Beutel den für ihre Almosen und ihr Spiel bestimmten Betrag ein. Später stellte Marie Antoinette diesen Gebrauch ab. War die Frisur fertig, so grüßte sie die in ihrem Zimmer befindlichen Damen und ging, bloß von ihren Frauen begleitet, in ihr Cabinet, um sich anzukleiden; dort traf sie ihre Modistin, Fräulein Bertin, zu jener Zeit die oberste Richterin in Sachen des Putzes und Geschmackes.
Nach der Vollendung der Toilette ging die Königin, begleitet von der Oberintendantin, den Ehren- und Plastdamen, dem Ehrenkavalier, dem ersten Stallmeister, ihrem Klerus und den Prinzessinnen der königlichen Familie durch den Friedensalon und über den Gang, um sich zur Messe zu begeben. Sie hörte diese samt dem Könige auf einer Tribüne gegenüber dem Hochaltar, ausgenommen an den Tagen, wo „große Kapelle“ war, und wo sie der Messe unten auf Teppichen mit Goldfransen beiwohnte.
Nach der der Messe kam das Diner. Der Haushofmeister trat ins Zimmer der Königin, meldete, dass aufgetragen sei und überreichte das Menu.

Memoires de Mme Capman, p. 97 und 98

4. Oktober 2008

Chevalier d'Eon im Dienste Louis XV.


Um den Reigen der dienstbaren Geister um Louis XV. weiterzuführen, möchte ich euch heute den Chevalier d`Eon vorstellen.
Als Geheimagent, Transvestit und bester Fechter seiner Zeit erfüllte er(sie) die ihm gestellten Aufgaben ausgezeichnet. Louis XV. war mit seinen Diensten so zufrieden, das er ihn mit dem Ludwigskreuz auszeichnete und in den Adelsstand erhob.


Am 5. Oktober 1728 wurde in Tonnerre, Charles Geneviève Louis Thimothée d' Eon de Beaumont geboren. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinerlei Zweifel, dass er der Sohn einer angesehenen Anwaltsfamilie war.
Seine Mutter kleidete ihn als Kind manchmal in die Kleider seiner Schwester. Das war in dieser Epoche nichts ungewöhnliches. Letztendlich trugen in dieser Zeit auch Jungen bis zum Alter von ca. 8 Jahren sowieso Röcke. Er lernte schon früh Lesen und Schreiben und war sehr sprachbegabt.
1743 wurde auf Empfehlung seines Onkels d'Eon de Tissey vom Collège des Quatre-Nations in Paris aufgenommen. Er vervollständigte seine Ausbildung am College Mazarin in Paris, graduierte zum Doktor beider Rechte und wurde 1749 der Sekretär des Monsieur de Sauvigny, dem Steuerverwalter bei der Pariser Intendantur. Er schrieb ein Buch über die Französischen Staatsfinanzen. Danach wurde er königlicher Zensor und verbrachte viel Zeit mit Büchern.Ein Journalist namens Freron bot d'Eon an, für sein Journal zu schreiben.1752 veröffentlichte er einen «Essai historique sur les différentes situations de la France par rapport aux finances, sous le règne de Louis XIV et la régence du duc d'Orléans».
Wie er dann zum Mitglied der Geheimdienstes Ludwig XV wurde, eine Tätigkeit die sein weiteres Leben prägte, darüber gibt es verschiedene Versionen. Gönnen wir uns die romantische Variante!
Im Jahre 1755 verkehrte D'Eon im Haus der Gräfin von Rochefort an, einer jungen Witwe. Gemeinsam mit Freunden überredete sie ihn, bei einem Kostümfest des Königs in Versailles in einem eleganten Tanzkleid zu erscheinen, das sie ihm aus ihrer eigenen Garderobe zur Verfügung gestellt hatte. D'Eon schreibt hierüber folgendes: "Der bloße Gedanke, dass ich das Kleid der Gräfin anziehen soll, daß ich an meiner eigenen Haut einen Stoff verspüren werde, der den Busen der reizenden Frau bedeckt und berührt hat, erfüllt mich mit unbeschreiblicher Seligkeit. Dieses Kleid muss viele zarte Düfte besitzen von der Frau, die es getragen hat. Es sollte mich berauschen, wie schon der Gedanke daran mich berauschte. Ich traf früh ein, ich musste mich anziehen lassen, denn Frauenkleider machen sehr viel Mühe." Die Mühe muss sich gelohnt haben, denn während des Balls wurde Ludwig XV, der keine Ahnung hatte, wer das schöne Mädchen in Wirklichkeit war, auf d'Eon aufmerksam. Der König ließ Mademoiselle d'Eon zu sich kommen und zog sich mit ihr in ein benachbartes Zimmer zurück. In diesem Moment betrat Madame de Pompadour, die Favoritin des Königs, die mittlerweile Auskünfte über d'Eon eingezogen hatte, das Zimmer und klärte lachend die Situation auf. Auch der König war dem jungen, klugen und geistreichen Mann begeistert. Der Grundstein für eine lange dauernde, vertraute Beziehung war gelegt.
Wie gesagt, das war die romantische Version.
Tatsache ist aber, dass d'Eon ab 1755 Geheimdienstaufträge für den König erledigte ...und das sehr erfolgreich.

Der Auftrag in Russland


Ludwig XV wollte zu dieser Zeit die diplomatischen Beziehungen zu Russland wieder aufnehmen. 2 Botschafter, die er geschickt hatte um diesbezüglich mit Elisabeth, der Zarin von Russland, zu reden, scheiterten, weil sie nicht am Hofe vorgelassen wurden.
Auf Empfehlung des Prinzen Conti wurde d'Eon 1756 in geheimer Mission nach St. Petersburg geschickt, um der Zarin einen Brief Ludwig XV zu überreichen. D'Eon wurde am Hof vorgelassen, erwarb das Vertrauen der Zarin und schaffte es, die Beziehungen zwischen Frankreich und Russland wieder in Gang zu bringen. Soweit die rohen Fakten, aber wie d'Eon diese Leistung vollbracht hat, das ist wiederum Gegenstand von Mythenbildungen. Während neuere Forschungen, davon ausgehen, dass d'Eon diesen Job als Mann erledigte, ist die weithin geglaubte (von seinen Gegnern später kolportierte und auch von ihm selbst behauptete) eine deutlich andere (und auch viel hübschere):
Nach dem vorherigen Scheitern entwickelte Ludwig XV im Gespräch mit dem Prinzen Conti den Gedanken, nur eine Frau hätte die Chance, vorgelassen zu werden, aber die Mission war zu gefährlich, um eine Frau damit zu betrauen. Nun erinnerte sich der König an D'Eon und sein erstes großes Abenteuer als Frau begann.
Anfang Juni 1755 erhielt der damals 27Jährige Chevalier d'Eon vom Prinzen Conti eine vollständige Ausstattung Kleider und machte sich mit dem Chevalier Douglas zusammen auf den Weg. Douglas gab sich als Pelzhändler aus, war aber in Wirklichkeit Doppelagent in diensten von Waldeck (Holland) und Ludwig XV. D'Eon reiste unter der Identität seiner Schwester, Lia de Beaumont. Während der Reise hielten sich die beiden längere Zeit in Neustrelitz auf, wo die junge und interessante Französin, von ihrem Begleiter Chevalier Douglas als eine Nichte ausgegeben, von der herzoglichen Familie warm aufgenommen wurde. Dort lernte d'Eon die junge Sophie-Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, die später Königin von England werden sollte, kennen. (Diese Dame hatte später noch entscheidenden Einfluss auf das Leben des Chevalier!)
Doch während Douglas an der russischen Grenze zurückgewiesen wurde erhielt Lia Zutritt zum Hof der Zarin in St. Petersburg. Mit ihrem Charme bezauberte Lia die Zarin und wurde zu ihr vorgelassen. Ob D'Eon seine wahre Identität als Mann aufdeckte oder die Zarin selbst darauf kam, mag dahinstehen, jedenfalls übergab der Geheimagent des Französischen Königs die geheimen Papiere. Kaiserin Elisabeth war von der schönen Mademoiselle so entzückt, dass sie sie bald zum Vorlesen französischer Dokumente heranzog.
An dieser Stelle kann ich nicht wiederstehen, eine Anekdote zu ergänzen, die der Psychologe Magnus Hirschfeld in seiner Darstellung über d'Eon schildert:
"Die Zarin war nicht die einzige, die sich in Petersburg in die Französin verliebte. Viele andere erlagen ihrem Zauber; unter ihnen auch Lord Ferrers, englischer Peer, Admiral, berühmter Mathematiker und Physiognom der Lavater-Schule, der stolz darauf war, daß er die geheimnisvolle, symbolische Schrift der menschlichen Gesichtszüge fließend lesen konnte, was ihm jedoch bei d'Eon nicht gelang. Denn während der berauschte Peer sich mit dem Gedanken trug, seine Frau mit dem mutmaßlichen Mädchen zu hintergehen, und sie dazu überredete, da es "schließlich schon so spät" wäre, die Nacht in seinem Hause zu verbringen, bestrafte d'Eon ihn dadurch, dass er ihn mit Lady Ferrers betrog."
Zurück zur Politik. d'Eon überzeugte die Zarin, einen Brief an Ludwig XV zu schreiben und die Entsendung eines französischen Botschafters nach Russland anzuregen. Kurze Zeit später unterschrieb sie einen geheimen Pakt, in dem sie sich verpflichtete, Georg II nicht zu helfen.
Es ist fast unglaublich, aber bereits im nächsten Jahr wurde er wieder nach Russland geschickt. Diesmal auf jeden Fall als Mann in der Position eines Botschaftsassistenten.
Er nahm auch Kurieraufgaben wahr und überbrachte im Jahr 1757 als erster die Botschaft eines Österreichischen Sieges über Preußen in einem Gewaltritt von Wien nach Versailles, der ihm ein verletztes Bein und das Patent eines Leutnants der Elitedragoner einbrachte.
Die Legende will, dass er in dieser Zeit am Hof der Zarin sowohl als Lia, als auch als Charles agierte. Je nachdem was man glauben mag, war d'Eon also Vorleser oder Kammerfrau, eventuell auch Liebhaber der Zarin.

Die soldatische Karriere

1761 kehrte er nach Frankreich zurück.
Er machte darauf den Feldzug von 1761 in Deutschland als Adjutant des Herzogs von Broglie mit der gegen Friedrich II. im Feld stand. Er leitete bei Höxter den Munitionstransport über die Weser, wurde bei dem Zusammentreffen bei Ultropp an der Hand und am Kopf verwundet und tat sich bei der Belagerung und Besatzung von Wolfenbüttel besonders hervor. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1762 zum Hauptmann der Elite-Dragoner und zum Ritter des St.-Louis-Ordens ernannt. Das Ritterkreuz machte ihn zum Adligen, jetzt war er der Chevalier d'Eon.

1762 wurde d'Eon das erste mal nach London geschickt, um die Verhandlungen über einen Friedensvertrag zu unterstützen. Am 10. Februar 1763 wurde der Vertrag von Paris unterzeichnet und der 7-jährige Krieg damit beendet. Kanada, die Gebiete östlich des Mississippi und die Gebiete um die Großen Seen werden von Frankreich an Großbritannien abgetreten. In Nordamerika behält Frankreich nur New Orleans, die Westhälfte Haiti sowie die Fischerinsel St. Pierre et Miquelon.

Diplomat und Spion

Bald schon (1763) sandte Ludwig XV d'Eon, wiederum nach England, zunächst im Rang eines Gesandtschaftssekretärs des Herzog von Nivernois, nach dessen Rückkehr nach Frankreich als generalbevollmächtigter Minister am Englischen Hof (das entspricht etwa einem Botschafter). Doch d'Eon war nicht nur Diplomat, er war auch Spion. Ludwig XV plante zu dieser Zeit einen Einmarsch in England und d'Eon sollte die notwendigen Informationen über die britische Armee beschaffen.
Nach kurzer Zeit wurde d'Eon der Titel eines generalbevollmächtigten Ministers genommen. Er verlor das Vertrauen seines Königs und des Ministers Choiseul, hauptsächlich (so behauptete er selbst jedenfalls) wegen Madame Pompadour, die wegen seiner geheimen Korrespondenz mit dem König eifersüchtig gewesen sein soll.
Der Vertrauensverlust könnte jedoch auch einen anderen Grund gehabt haben: Charles Lebensstil in England war verschwenderisch. Er verwendete viel Zeit und Geld, um Kontakte mit hohen Kreisen zu pflegen. Von seinen eigenen und benachbarten Weingütern Burgunds ließ er Weine importieren und verschenkte sie großzügig. Im Ergebnis war er bald hoch verschuldet. Als das französische Außenministerium sich weigerte, für diese Schulden aufzukommen, begann d'Eon interessante Dokumente privat zu verwahren.
D'Eon wurde informiert, dass er den Titel abzugeben habe und sein neuer Vorgesetzter der Comte der Guerchy sei. Damit begann eine verbitterte Fehde zwischen diesen beiden.
D'Eon zweifelte die Echtheit des Ernennungsschreibens gegenüber einflussreichen Freunden an. Doch niemand stand ihm bei.
Im Oktober 1763 weigerte er sich den Befehlen, England zu verlassen, Folge zu leisten.
D'Eon forderte de Guerchy zu einem Duell heraus. Der wusste jedoch um das Geschick des Chevaliers mit der Waffe und entzog sich der offenen Konfrontation. Um d'Eon lächerlich zu machen verbreitete er das Gerücht, dieser sei am russischen Hof nicht Vorleser, sondern Kammerfrau gewesen (so wäre eventuell de Guerchy der Urheber der famosen Geschichte!) und nachdem das nicht den nötigen Eindruck machte, brachte er in Umlauf, d'Eon sei tatsächlich eine Frau (was es ihm unmöglich machen würde, das Duell zu fechten ;-))
D'Eon fürchtete, eventuell gewaltsam nach Frankreich verschleppt zu werden. In einem Brief an Ludwig XV behauptete er, der Comte de Guerchy habe versucht ihn zu vergiften.
"Anschließend entdeckte ich, dass M. de Guerchy Opium, wenn nicht schlimmeres, nach dem Essen in meinen Wein geben wollte. Ich sollte in einen tiefen Schlaf fallen. Dann wollten sie, anstatt mich nach Hause zu bringen, mich zur Themse tragen, wo wahrscheinlich ein Boot wartete, um mich zu entführen."
Tatsächlich erhob D'Eon wegen versuchter Vergiftung Klage gegen Guerchy. Der seinerseits hatte schon Klage wegen Verleumdung gegen D'Eon erhoben, letztendlich begründet mit Informationen aus staatlichen Dokumenten, in deren Besitz er wegen seiner staatlichen Funktion gelangen konnte. Beide Parteien waren erfolgreich. Guerchy wurde des Mordversuchs für schuldig befunden, konnte aber wegen seiner diplomatischen Immunität nicht belangt werden. D'Eon wurde der Verleumdung für schuldig befunden, weigerte sich jedoch, sich in Frankreich vor Gericht zu verantworten. Im Ergebnis ein klassisches Unentschieden!
Im Gegenzug zu Guerchys Nutzung von Geheimdokumenten, machte das auch d'Eon und er veröffentlichte 1764 ein Buch mit dem Titel "Lettres, mémoires, et négociations particuliéres”, das ein Bestseller in ganz Europa wurde, während es an den Höfen von Frankreich und England eher mit Bestürzung aufgenommen wurde. Das Buch machte d'Eon berühmt. Klugerweise hatte er darin die Pläne Ludwig XV zu einer Landung in England nicht erwähnt.
Weil Guerchy in Meinungsverschiedenheiten mit Georg III geriet und in der englischen Presse heftig kritisiert wurde, ging er zurück auf den Kontinent.
1766 wurde d'Eon von Ludwig XV eine jährliche Pension von 12.000 Livres verliehen. Begründet wurde dies mit seinen Verdiensten für den König in Russland, der Armee und anderen Aufträgen.
Doch er hatte auch ein großes Hobby - Bücher. Während seiner Zeit in London verwendete er die viel Zeit und den größten Teil seines Geldes für seine Bibliothek, die ca 6.000 Bücher und 500 seltene Handschriften umfasst haben soll.
Ebenfalls 1766, in einer weiteren Verschlingung seines komplizierten und heimlichen Lebens, wurde er Freimaurer und war Mitglied in der Lodge of Immortality, No. 376, die sich in der Crown and Anchor Tavern in London traf. 1769 - 1770 bekleidete er in ihr sogar ein hohes Amt..

Charles und/oder Lia

Spätestens ab 1763 begann d'Eon sein Doppelleben als Charles und Lia, wenn es nicht schon in Russland begonnen hatte.
Irgendwann ca. 1864 begannen in London aber auch in Frankreich Zweifel aufzutauchen, ob den der Chevalier d'Eon wirklich ein Mann sei. Die Gerüchte wurden (wie schon geschildert) von de Guerchy angeheizt. Es gab aber auch andere Quellen, so schrieb der Gesandschaftssekretär Broglie (das war wohl Charles-François de Broglie der Bruder von Victor-François de Broglie, dessen Adjudant d'Eon im 7-jährigen Krieg war) an den König von Frankreich: "Der Sieur d'Eon ist eine Frau und nichts als eine Frau, deren Attribute er besitzt. Er bat mich sein Geheimnis zu bewahren!"
D'Eon erneuerte seine Bekanntschaft mit Sophie-Charlotte, mittlerweile Gattin des Englischen Königs Georg III.
Eines nachts sandte Sophie-Charlotte nach d'Eon, weil ihr Sohn krank war. Während sich d'Eon in ihren Räumen aufhielt kam der König, der befremdet war, nachts einen Mann bei seiner Frau zu finden. Um den Ruf der Königin zu schützen erklärte Cockrell, der Adjudant der Königin, bei d'Eon handele es sich in Wirklichkeit um eine Frau. Georg III, der schon Gerüchte über die unklare Geschlechtszugehörigkeit von d'Eon gehört hatte, schickte einen Brief an Ludwig XV um die Sache zu klären. Ludwig XV, der (ungeachtet oder gerade wegen seiner Invasionspläne) an guten Beziehungen zu England interessiert war, schrieb zurück und "garantierte”, dass es sich bei d'Eon um eine Frau handelte.
Auch Giacomo Casanova traf bei seinem Aufenthalt in London (also zwischen September 1763 und Juli 1764) zumindest zwei mal mit d'Eon zusammen. Das erste Mal im Hause des Englischen Botschafters. Einem alten Fuchs und Frauenkenner wie Casanova kann man nichts vormachen. Er schreibt in seinen Memoiren:
"Dieser Chevalier d'Eon ist eine gut aussehende Frau, die Anwalt und Dragonerhauptmann war, bevor sie in den diplomatischen Dienst eintrat. Sie diente Ludwig XV als tapferer Soldat und Diplomat mit vollendeten Fähigkeiten. Trotz ihrer männlichen Verhaltensweisen erkannte ich sie schnell als Frau. Die Stimme war nicht die eines Kastraten und ihr Körper war zu gerundet für den eines Mannes. Die bartlosen Wangen sind kein Kriterium, denn das könnte eine Laune der Natur sein."
Wie schon Casanova angemerkt hatte, konnte man sein Verhalten nicht gerade als effeminiert bezeichnen, es entsprach (so berichtet es später Marie Antoinette in ihren Memoiren) eher dem eines Grenadiers. Gleichwohl trug er Kleider, Röcke und Makeup....und forderte diejenigen zum Duell, die das lächerlich fanden. Wegen seiner Meisterschaft im Fechten dürfte das die Bereitschaft für Witze auf seine Kosten deutlich vermindert haben.

Die Wetten des Chevalier

In der Tat war das Interesse an ihm so groß, dass um 1770 herum (hier gehen die Zahlen auseinander, sind aber in jedem Fall beeindruckend) zwischen 120.000 und 300.000 Pfund in England auf dieses Thema verwettet waren. Es gab ein Belohnungsversprechen in Höhe von 6.000 Pfund für denjenigen, der d'Eons wahres Geschlecht aufdecken würde. Die Wetten wurden sogar an der Londoner Börse gehandelt.
1774 veröffentlichte d'Eon in Amsterdam ein Buch mit dem Titel -« Les loisirs du chevalier d'Eon de Beaumont, ancien ministre plénipotentiaire de France, sur divers sujets importants d'administration, etc., pendant son séjour en Angleterre », das die Gerüchteküche weiter anheizte.
1777 erhob eine Versicherungsgesellschaft Klage wegen eines Schadenersatzanspruches aus einer dieser Wetten. Es musste geklärt werden, wer denn nun gewonnen hatte. Zeugen bestätigten, dass d'Eon eine Frau sei, doch der letzte Beweis konnte nicht geführt werden, da d'Eon 1 Monat vorher nach Frankreich abgereist war. Wie auch immer, der Richter, Lord Mansfield, urteilte, dass d'Eon eine Frau sei. Weil aber trotzdem noch Zweifel bestanden, blieben viele Wetten offen bis zum Tod d'Eons viele Jahre später.

Der Rückkehrvertrag

Nach dem Tod Ludwig des 15. im Jahr 1774 bemühte sich d'Eon um eine Rückkehr nach Frankreich. Das lag auch im Interesse des neuen Königs, Ludwig XVI. Er wollte einerseits die gestohlenen Dokumente aus d'Eons Besitz weil er die Invasionspläne seines Vorgängers nicht teilte und sie einer echten Entspannung der Beziehungen zwischen beiden Ländern gefährlich werden konnten und andererseits wohl auch um den peinlichen Chevalier von der diplomatischen Bühne zu holen.. Der tief verschuldete d'Eon reagierte prompt. Er schickte aus einem Versteck in London Briefe nach Paris in denen er den König mit der Drohung erpresste, seine Spionagetätigkeit öffentlich zu machen.. Er verlangte neben einer erheblichen Summe Geldes auch, eine schriftliche Garantie des Königs, dass dieser ihn in Frankreich vor seinen Feinden beschützen werde, bevor er sein Büro in London aufgeben werde. Falls es nicht zu einer Einigung käme, wollte er seine gesamte geheime Korrespondenz mit Ludwig XV, inclusive der geheimen französischen Invasionspläne, den Engländer aushändigen.
Im April 1775 sandte Ludwig XVI Pierre Augustin Caron de Beaumarchais nach England, um mit d'Eon über die Rückgabe der prekären Dokumente zu verhandeln. Diese Verhandlungen endeten am 4. November 1775 mit einem Vertrag, dessen Klauseln in der Weltgeschichte wohl einmalig sind. Der Köig verpflichtete sich, d'Eon wieder nach Frankreich zu lassen. Seine Pension von 12.000 Livres wurde ihm wieder gewährt (inclusive der Zinsen für die entgangenen Zahlungen) und vierteljährlich ausgezahlt. Zusätzlich erhielt er einen Betrag, der ausreichend war, seine Schulden zu decken. Im Gegenzug überreichte d'Eon die geheimen Dokumente über die französischen Kriegspläne gegen England und verpflichtete sich in Frankreich als Frau zu leben.
Über die Gründe, die zu dieser verblüffenden Vertragsklausel führten, gibt es verschiedene Erklärungen.
D'Eon selbst hatte gefordert, als Frau anerkannt zu werden.Die Erpressung des Königs konnte nicht ohne Sanktion bleiben, aber richtig bestrafen konnte man d'Eon auch nicht, weil seine Sicherheit garantiert war. Clevere Zwischenlösung: nicht der (erpresserische) Mann, sondern "bloß" die Frau darf zurück nach Frankreich
D'Eons angebliches Verhältnis mit Sophie Charlotte (das evtl. auch nicht folgenlos geblieben ist) wäre nicht länger übersehbar gewesen, wenn d'Eon, zweifelsfrei als Mann in Frankreich leben würde. Die französische Krone hatte dem englischen Hof zudem ausdrücklich versichert d'Eon sei eigentlich eine Frau... und dabei musste es jetzt bleiben, um niemanden zu kompromittieren.
Die Beleidigungen, die d'Eon Guerchy zugefügt hatte waren für dessen Familie nicht tolerabel, so dass er aus diesem Grunde nicht als Mann zurückkehren konnte. Es ist zu vermuten, dass die Wahrheit wohl in einer Kombination verschiedener Gründe liegen dürfte.

Rückkehr nach Frankreich

1777, im Alter von 49 Jahren, verließ d'Eon London und kehrte nach 14 Jahren nach Frankreich zurück. Verblüffenderweise (aber was kann uns nach dem vorhergegangenen an unserem Helden noch verblüffen?) war er gekleidet in seine Uniform als Hauptmann der Dragoner als er nach Versailles kam. Marie Antoinette selbst schickte ihre Schneiderin Rose Bertin, um D'Eon weibliche Kleidung zu nähen. D'Eon wurde eine Frist von 3 Tagen eingeräumt, in männlicher Kleidung nach Tonnerre zu reisen. Am 21. Oktober zog er weibliche Kleidung an (zu der er jedoch immer das Ludwigskreuz trug) und damit war aus dem Chevalier die Chevaliere D'Eon geworden. Am 21. November wurde «sie» offiziell am Hof von Versailles eingeführt.
Am Ende des Jahres 1777 war d'Eon sowohl in England als auch in Frankreich vor dem Gesetz eine Frau.
Wir sollten dieser Rechtslage Rechnung tragen und ab jetzt von D'Eon als Dame sprechen.

Rebellion gegen die Röcke

Zunächst gefiel ihr das Arrangement sehr gut. Doch 1778, als Frankreich sich am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen England beteiligte, schrieb d'Eon Briefe an das Außenministerium. Sie bat darum, die Röcke ausziehen und statt dessen ihren Militärdienst wieder aufnehmen zu dürfen und nach Amerika geschickt zu werden. Statt dessen wurde sie 1779 für 19 Tage in das Gefängnis unterhalb des Château of Dijon geworfen, weil sie es gewagt hatte, dem König zu trotzen und mal wieder in ihrer Dragoneruniform unterwegs gewesen war.
D'Eon wurde unter der Bedingung wieder freigelassen, dass sie nach Tonnerre zurückkehrte und ihr wurde das erneuerte Versprechen abgenommen, für den Rest des Lebens eine Frau zu bleiben.
"Charles Genevieve Louise Augusta Timothee d'Eon de Beaumont wird hiermit aufgegeben, die Dragoneruniform beiseite zu legen, die sie gewöhnlich trägt und künftig die Kleidung ihres Geschlechtes zu tragen. Und es ist ihr verboten künftig im gesamten Königreich in anderer Kleidung zu erscheinen als solcher, die einer Dame ziemlich ist."

Landleben in Tonnerre

Die mit der Anordnung verbundene Sanktionsandrohung des Verlustes ihrer Pension hat d'Eon offensichtlich beeindruckt.
Die nächsten 6 Jahre lebte sie überwiegend bei ihrer Mutter in Tonnerre. Christlicher Glaube, insbesondere Jansenistische Ideen wurden wichtig in ihrem Leben.
"Lias"-Jahre gingen dahin und die Gründe, die zu der Verpflichtung als Frau zu leben geführt hatten, verloren an Bedeutung. Die Umstände wurden der Chevaliere zunehmend lästig.
Unter dem Namen La Fortelle, veröffentlichte d Eon die Geschichte ihres "Vie militaire, politique et privée", die mehr eine Neuerfindung der Vergangenheit war.
1785 verstieß d'Eon wiederum gegen die Auflagen und wurde gesehen, wie sie in der alten Dragoner-Uniform über ihre Felder ritt. Erneut wurde ihr aufgegeben sich nie mehr öffentlich anders als weiblich gekleidet zu zeigen.

Ausreise nach England

1785, 4 Jahre vor Beginn der französischen Revolution, bekam d'Eon die Erlaubnis, nach London zu gehen und dort ihre Angelegenheiten zu regeln, insbesondere die Bibliothek und andere Besitztümer zurückzubringen. Dadurch sollten auch verfängliche Dokumente, die Frankreich belasten könnten, eingeführt werden. So schickte Frankreich Madame d'Eon auf die Reise und gab ihr 6.000 Livres mit.
Sie ließ sich in London nieder, um dort den Rest seines Lebens zu verbringen. England war für sie "ein Land freier als Holland, und wert von einem Mann des Denkens und der Freiheitsliebe besucht zu werden".
D'Eon ging als Lia nach England, was verwundert, weil sie sich in Frankreich ja so vehement gegen die Röcke gewehrt hatte, dass sie ernsthafte Probleme bekam. Tatsächlich sollte "Charles" nie mehr erscheinen, d'Eon lebte ihre letzten 20 Jahre komplett als Frau. Obwohl Ludwig XVI nicht länger König war und die Vereinbarung zwischen ihm und d'Eon nicht länger gültig war, kleidete sie sich weiterhin als Frau, eventuell um Sophia-Charlotte zu schützen. Ironischerweise entschied sich d'Eon für das "schöne Geschlecht" zu einem Zeitpunkt, als das fortschreitende Alter sie als Frau weniger passabel erscheinen ließ. Horace Walpole traf d'Eon im Jahr 1786 und fand sie laut und vulgär: "Ihre Arme und Hände schienen an dem Geschlechtswechsel nicht teilgenommen zu haben und sind mehr geeignet, einen Stuhl zu tragen als einen Fächer." Und James Boswell schrieb: "Sie schien mir ein Mann in Frauenkleidern zu sein."
In der Folge der Französischen Revolution, deren Ideale sie begrüßte (zur Zeit der Revolution nannte sie sich "Dèon"), verlor D'Eon ihre Pension und damit ihre finanzielle Absicherung.

Bibliothek

1791 sah sich D'Eon gezwungen ihre geliebte Bibliothek, in die sie so viel Geld und Liebe investiert hatte, zu verkaufen. Sie beauftragte deshalb ihren Freund Christie mit dem Verkauf, der mit ihr dies Verzeichnis der zur Versteigerung kommenden Schätze herausgab: "Katalog der seltenen Bücher und kostbaren Handschriften der Chevaliere d'Eon, der ehemals bevollmächtigter französischer Gesandter in England .... enthaltend eine große Anzahl alter sowie neuer Handschriften, eine wertvolle Sammlung von Wörterbüchern und von französischen, griechischen, lateinischen, englischen Druckwerken, auch von orientalischen Schriften .... und das die Vorrede des Katalogs eine interessante Schilderung der sehr eigenartigen Position der Mlle. D'Eon enthält....". Dieses verlockende, für einen Schilling verkaufte Verzeichnis hatte den gewünschten Erfolg: die Bücherei wurde nicht verkauft, aber eine bei dem Bankier Hammersley eingeleitete öffentliche Sammlung brachte der Chevaliere 465 Pfund Sterling ein, die sich trotz der prekären finanziellen Lage beeilte, den größten Teil der Summe der Bibliophilie zu opfern: 1792 kaufte sie die von Mead und Douglas zusammengebrachte Kollektion von 500 Ausgaben des Horaz, deren Verzeichnis sie redigiert hatte, bei Christie für 100 Pfund. Am 24. Mai 1793 war die Chevaliere dann aber doch so weit. Sie musste einen Teil ihrer Bücherei durch Christie versteigern lassen.




D'Eon gründete eine erfolgreiche Fechtschule. Es muss ein eigenartiges Bild gewesen sein, wie sie jungen englischen Gentlemen Fechtunterricht gab - immer als Frau gekleidet. Am 9. April 1787 focht sie im Carlton House seinen berühmtesten Kampf gegen den Chevalier de Saint George, einen Adligen aus West-Indien, der allgemein als der beste Fechter Europas galt. Bei diesem Kampf schaute auch der Prince of Wales zu. Der Sieg war triumphal: d'Eon brachte es auf 7 Treffer, während sie ihr Gegner nicht einmal berührte. Das Ergebnis ist um so erstaunlicher, nicht bloß, weil d'Eon natürlich in Frauenkleidung kämpfte, sondern insbesondere weil sie zu diesem Zeitpunkt bereits 58 Jahre alt (und ziemlich korpulent) war -17 Jahre älter als ihr Gegner.

D'Eon schlug Kapital aus diesem Sieg, indem sie mit einer kleinen Truppe von Fechtern durch die Provinz tourte und dort Schaukämpfe veranstaltete.
Im August 1796 trat d'Eons kleine Truppe in Southampton auf. Die gebrochene Degenklinge ihres Mitstreiters Jacob de Launay drang ihr in die Seite ein. Sie war schwer verwundet und rang 4 Monate mit dem Tod. Sie erholte sich nie mehr richtig von dieser Verletzung und kämpfte nie wieder.

Die späten Jahre

1795 machte d'Eon die Bekanntschaft der etwa gleichaltrigen Admiralswitwe Mrs. Mary Cole und sie lebten die nächsten 15 Jahre gemeinsam in einem Haus.
Tragischerweise lebte d'Eon während ihrer letzten Jahre in Armut und Elend., Lediglich mit einer kleinen Rente ausgestattet, die ihr die Königin von England gewährte.
1804 kam sie für 5 Monate ins Schuldgefängnis, wo sie von ihrer Mitbewohnerin Mrs. Cole ausgelöst wurde.
1805 unterschrieb sie einen Vertrag für ihre Autobiographie, die La Pucelle de Tonnerre heißen sollte. Sie wurde nie veröffentlicht.

Die Chevaliere D'Eon starb friedlich in ihrem Bett am 21. Mai 1810.
Aber D'Eon kam wurde nicht ohne weiteres begraben: Es gab da immer noch eine wichtige Frage zu klären; Frau? Hermaphrodit? Oder doch ein Mann? Der Klärung, die D'Eon Zeit seines Lebens vermieden hatte, konnte er jetzt nicht mehr verhindern. Er wurde gerichtsmedizinisch untersucht und das Ergebnis war eindeutig:
"I hereby certify that I inspected and dissected the body of le chevalier d'Eon in the presence of M. Adair, M. Wilson, le père Elysée and found the male organs of generation in every respect perfectly formed.”
Millman street - May 23 1810
Th. Copeland. Surgeon
Erst jetzt wurde d'Eons Freundin, Mrs. Cole, klar (wahrscheinlich eine unangenehme und etwas verspätete Enthüllung), dass ihre langjährige Hausgenossin ein Mann war.
D'Eon liegt auf dem St. Pancras Friedhof in London begraben, wo sein bzw. ihr Grabstein noch heute zu sehen ist

© Jula 2004

1. Oktober 2008

Orfeo ed Euridice von Christoph Willibald Gluck


Wie Liebe den Tod besiegen kann, erzählt Glucks Oper "Orfeo ed Euridice" - Im Oktober kommt sie im Theater an der Wien auf die Bühne.
Der faszinierende Stoff der Orpheussage erzählt von der Macht der Musik und des Gesangs - er hat immer wieder Komponisten zu Vertonungen inspiriert. So auch Christoph Willibald Gluck und den Librettisten Ranieri de'Calzabigi, die am Wiener Kaiserhof aufeinander trafen. Mit "Orfeo ed Euridice" wollten sie ein neues Musiktheater-Ideal verwirklichen.
Die dargebotene Aufführung ist ist das italienische Original aus dem Jahr 1762 und leider nicht die längere, französische Version die unter der Patronanz von Marie Antoinette, in Paris 1774 uraufgeführt wurde.
Glucks Musik ist geprägt von melodiöser Schönheit und größter Dramatik: "Da ich Musik nicht nur als eine Kunst, das Ohr zu amüsieren, betrachtet habe, sondern als eines der größten Mittel, das Herz zu bewegen und Empfindungen zu erregen, habe ich mich mit der dramatischen Handlung beschäftigt und den großen und kräftigen Ausdruck gesucht", notierte der Komponist.
Orfeo beklagt Euridices Tod und verlangt von den Göttern, sie zurückzugeben. Die Götter gestatten ihm, in die Unterwelt hinabzusteigen, um Euridice zurückzuholen. Er dürfe sie aber auf keinen Fall anblicken, bevor er nicht wieder auf die Erde zurückgekehrt sei - ansonsten sei sie für immer verloren.
Als Orfeo Euridice im Totenreich trifft, fasst er ihre Hand und will sie mit abgewandtem Blick zu den Lebenden zurückführen. Doch der Weg ist lang und Euridice klagt über Orfeos unfassbare Lieblosigkeit. Da bricht seine Widerstandskraft und er schließt Euridice in seine Arme. Sie sinkt auf der Stelle leblos zu Boden und wird schließlich von Amor zu erneutem Leben erweckt. Der zweimalige Tod sei nur eine Treueprobe gewesen.
In "Orfeo ed Euridice" finden Szenen aus lyrischen Gesangsnummern, Chören, Balletten und packenden Orchestereinwürfen zusammen, die nahtlos ineinander übergehen.



Musikalische Leitung René Jacobs
Inszenierung Stephen Lawless
Bühne Benoît Dugardyn
Kostüme Sue Willmington
Choreografie Lynne Hockney
Licht Patricia Collins

Orfeo Bejun Mehta
Euridice Miah Persson
Amore Sunhae Im

Freiburger Barockorchester
Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)
Statisterie des Theater an der Wien

Kartenvorverkauf

Opernbeschreibung und Szenenfolge aus dem Taminoforum

28. September 2008

So sah man Marie Antoinette




Marie Antoinette war in der Tat reizend und die Porträts, die um diese Zeit die Schriftsteller von ihr entwarfen, machen den Eindruck gar wohl erklärlich, den diese junge und frische Erscheinung auf den alten König Louis XV. hervorbrachte, der nicht gewohnt war , so viel Anmut und Züchtigung verbunden zu sehen.
„Die Dauphine“, sagte ein Chronist, „war sehr hübsch und ebenmäßig gebaut.“ Ihr zarter, schlanker Wuchs besaß sowohl die Geschmeidigkeit eines Mädchens als die Würde einer Frau. Ihre Züge hatten vielleicht nicht mathematische Regelmäßigkeit, sie waren eher hübsch als schön; das Oval ihres Gesichtes war etwas in die Länge gezogen; ihre Lippen, namentlich die untere, besaßen jenen den Habsburgern charakteristischen (?) Anflug von Dicke. Doch ihr Mund war klein und schön gewölbt, ihre Arme prächtig, ihre Hände tadellos, ihre Füße reizend, ihre Adlernase fein und hübsch.
Ich aschblondes, ganz eigentümlich nuanciertes Haar krönte eine Stirne von wunderbarer Reinheit. Ihre Augen blau, ohne langweilig, sanft, ohne schmachtend zu sein, überragt von für eine Blondine ziemlich dichten Brauen, bewegten sich mit geistvoller Lebhaftigkeit und schimmerten von ihrem bezauberten Lächeln.
Ihre Hautfarbe besaß einen blendenden Glanz, eine unvergleichliche Weiße, gehoben durch natürliche Färbung, die sie keiner Schattierung fähig war und die Maler zur Verzweiflung brachte. Sie war nicht schön, sagte eine Zeitgenossin, sie war mehr als schön.
Ihr Gang besaß sowohl die imponierende Haltung der Prinzessinnen ihres Hauses als französische Grazie. Alle ihre Bewegungen hatten das Gepräge der Geschmeidigkeit und Eleganz; sie ging nicht, sie glitt dahin. Wenn sie über die Gänge des Schlosses schritt, so verlieh ihr der von einem schönen griechischen Hals getragene Kopf, den sie in ganz eigener, allerliebsten Weise zu wiegen pflegte und etwas stolzer erhob, wenn sie sich alleine glaubte, soviel Majestät, dass man meinte, eine Göttin unter ihren Nymphen zu sehen.
„Sieht man sie auch im einfachsten Gewand, “ schrieb über sie ein Reisender, „es wäre leicht zu erraten, dass sie für den Thron geboren ist.“
Und ein berühmte Engländer, Horace Walpole, rief bei ihrem Anblicke aus „Das ist die personifizierte Grazie!“



Mémoires secrets pour servir à l´histoire de la République des lettres, 23. Mai 1770
Mémoires de Mme Campan p. 72.
Souvenirs de Mme Vigée Le Brun, I, 45.

21. September 2008

Les Mesdames – die Töchter von Louis XV.

Sie waren noch keine alten Frauen – die älteste zählte, als Marie Antoinette am französischen Hof eintraf, gerade erst 38 Jahre – wohl aber alte Mädchen mit deren misstrauischer Empfindlichkeit, Geistesbeschränktheit, Herrschsucht, scheuen Wesen, unaufrichtigen Benehmen, kleinen Schelmereien, Eifesüchtelein und Klatscherein.

Madame Adelaide, die älteste und auch fähigste der drei Schwestern, hatte abstoßende Manieren, eine raue Stimme, war kurz angebunden, und in ihrer ganzen Person lag etwas Männliches, das nicht anzog. Sehr vernarrt auf die Vorrechte ihres Ranges, litt sie ungemein durch die Bedeutungslosigkeit, zu der sie sich verurteilt fand. Ihr tatenlustiger und hochfahrender Geist hätte gerne nach eine herrschenden Rolle gestrebt; da ihr Talent so hohen Ansprüchen nicht gewachsen war, rächte sie sich durch eine Haltung, die ihr manche Demütigung zuzog. Jeder Verbindung mit den Habsburgern abhold, verzieh sie ihrer jungen Schwägerin das Blut nicht, das in ihren Adern floss. Als sich Frau Capman vor ihrer Abreise mit dem Hofstaate der Dauphine zu deren Empfang an der Grenze der alten Prinzessin vorstellte, um ihre Befehle entgegenzunehmen, antwortete sie trocken: „Wenn ich Befehle zu geben hätte, so würde ich sie nicht geben um eine Österreicherin abzuholen.“

Ihre Schwester, Madame Victoire, war sanfter und sympathischer; ihr Hofstaat betete sie an. Alle ihr Nahestehenden waren von ihrer beständigen, vielleicht mehr unbewussten als absichtvoller, immerhin aber aus dem Herzen kommender Güte eingenommen; es war ihr eine Lust, gefällig zu sein. Ihre frühzeitige Beleibtheit hatte ihr von Seite des Königs, einen grotesken Spitznamen eingetragen (coche).
Sie machte übrigens selbst kein Hehl davon, sondern gestand mit liebenswürdiger Einfalt ihre Vorliebe für eine gute Tafel und für die Bequemlichkeit des Lebens.
„Da ist ein Armstuhl, der mich vermissen wird,“ sagte sie einmal zu Frau Capman.
Von Natur aus etwas apathisch, gab sie dem Einflusse ihrer älteren Schwester nach und ließ sich durch diese zu kleinlichen Abneigungen verleiten.

Die dritte Schwester, Madame Sophie, ohne Geist wie ohne Anmut, stets furchtsam, verdutzt, schweigsam und menschenscheu, zählte nichts am Hofe; sie war nur ein bedeutungsloser Nebenplanet der blindfolgsam in Madame Adelaides Bahn einher schritt; man sage, sie öffne den Mund nur bei einem Gewitter, und die Augen um, wie die Hasen, seitwärts zu blicken.
Madame Louise endlich, die „letzte Madame“, wie sie Louis XV. bei ihrer Geburt genannt hatte, hatte seit einem Monate, anscheinend plötzlich, allem Glanz des Hofes und allen Genüssen des Lebens, obschon für dieselben keineswegs unempfänglich, entsagt, nachdem sie zwanzig Jahre mit ihren Schwestern zusammen gelebt hat. Am 11. April 1770, um 7 Uhr morgens, reiste sie, ohne, außer ihren Vater, jemanden verständigt zu haben, von Versailles ab und begab sich, einen seit achtzehn Jahren genährten Wunsch ausführend, bloß mit einer Dame und einem Stallmeister begleitet, in das Kloster der Karmeliterinnen zu St Denis, das ärmste des Ordens. Entschlossen, Ihr Opfer vollständig zu machen, gestattete sich die Prinzessin keine Milderung der Regel und nahm die härtesten Abtötungen und die demütigendsten Arbeiten gleich der letzten Novizin auf sich. Mutter Theresa vom heiligen Augustin, so nannte man sie nach Ablegung der Gelübde.

Maxime de la Rocheterie

17. September 2008

Ein Jahr Marie Antoinette Blog

Vielen Dank meinen treuen Lesern!
Unser Blogarchiv ist schon gut gefüllt und lädt zum Schmöckern und Stöbern ein, mein unveröffentliches Archiv ist noch umfassender und wartet darauf veröffentlicht zu werden.
In kürze kann ich euch mit einer detaillierte Beschreibung der Gärten des Petit Trianon zur Zeit Marie Antoinette, wie sie heute nicht mehr bestehen und eine sehr genaue Beschreibung ihres Aussehens als junge Dauphine, überraschen.
Obwohl hier nur ein kleines Publikum angesprochen wird, kann ich in unserem Salon fast täglich mehr als 40 Besucher zählen.

12. September 2008

Marie Antoinette und Abbé Vermond


Aus der Feder von Madame Chapman kennen wir die wenig schmeichelhafte Beschreibung von Abbé Vermond .

Der Lebensabschnitt des jungen Vermond in Wien um 1769, festgehalten von Rocheterie, ist weniger streng und gibt ein anderes Bild wieder.
Abbé Vermond war ein ernster Charakter, arbeitsam, vielleicht nicht ganz uneigennützig, doch aufrichtig ergeben, was auch Madame Capman sagen möge, die ihn in ihren Memoiren angeschwärzt hat, ohne Zweifel aus beruflicher Eifersucht und Nebenbuhlerschaft; er spielte bei seiner kaiserlichen Schülerin keineswegs die hässliche Rolle, die ihm die Kammerfrau andichtet. Er suchte sie nicht „vermöge einer geschickten und strafbaren Verrechnung in Unwissenheit zu lassen“.“ Seine Briefe die jetzt Bekannt sind, beweisen, dass er seine Mission gewissenhaft erfüllte und sich ohne Hintergedanken damit befasste, die Lücken auszufüllen, welche die übel verstandene Zärtlichkeit der Gräfin Brandeis in der Erziehung der Erzherzogin gelassen hatte.

Gleich nach seiner Ankunft in Wien verfasste er einen Unterrichtsplan, den die Kaiserin billigte. Derselbe umfasste Religion, französische Geschichte mit besonderer Hervorhebung des Charakteristischen in Gebräuchen und Sitten, die Kenntnis der hohen Familien, namentlich derjenigen, die Hofämter bekleideteten, eine allgemeine Übersicht über die französische Literatur mit besonderer Berücksichtigung der Sprache und Rechtschreibung.
Um diese Studien für ein Mädchen, das so wenig an Zwang gewöhnt warm weniger verdrießlich zu machen, gab ihnen der Abbé so viel wie mögliche eine konversationelle Färbung, die vielleicht den Vorteil hatte, einem so unsteten Geiste leichter Kenntnisse beizubringen, aber den schweren Übelstand mit sich führte, den jedem ernsthaften Fortschritte so schädlichen Mangel an Selbstständigkeit fortbestehen zu lassen.
Während der Lehrer in großen Zügen die Geschichte der französischen Monarchie vortrug, hielt er zuweilen inne, um das Urteil seiner Schülerin über das Verhalten der Könige und vornehmlich der Königinnen auszuforschen, und konnte mit Genugtuung konstatieren, dass ihr Urteil fast stets richtig was. Die junge Prinzessin besaß eben einen hohen Grad von Verständigkeit, aber auch eine gewisse Lässigkeit, diese Geistesanlage ununterbrochen zur Anwendung zu bringen.
„Ich konnte sie nicht, “ sagte der Abbé „dran gewöhnen, in einen Gegenstand gründlich einzudringen, obwohl ich fühlte, dass sie dessen gar wohl fähig war.“


Maxime de la Rochetrie s. 10, 11

Anm.: Das gezeigte Gemälde ist von Joseph Caraud, einem Maler des 19. Jhdt., das Marie Antoinette mit dem Abbé zeigt. Erkennt ihr den Ort,den das Gemälde zeigt? Tipp: Seht euch die Fotografie des "Petit Trianon" im Titel genauer an.

11. September 2008

Die Gedenkmünze von Marie Antoinette




Anlässlich der Vermählung Ihrer Tochter wurde 1770 von Marie Theresia eine Gedenkmünze geprägt, worauf Hymnen und Concordia Myrtenkränze flechten und Füllhörner tragen mit der Inschrift: „Concordia novo sanguinis nexu firmata“*. Auf der Vorderseite ist ein Relief der jungen Marie Antoinette zu sehen.
Ein Einzelstück als Brosche gefasst, ist derzeit bei ebay zu ersteigern; die Auktion kann direkt mit dem Titellink aufgerufen werden.

*Die Eintracht ist befestigt durch einen neue eheliche Verbindung

6. September 2008

Jean Phlippe Rameau in Wien



La Guirlande und Zéphyre


Zwei musikalische Petitessen der Extraklasse! Das Genre des acte de ballet ist eine typisch französische Musikgattung des Barock und ihrem Charakter nach mehr Oper als Tanztheater, sind die tragenden Rollen doch Sängern zugeordnet.

Jean-Philippe Rameau, der vielleicht brillanteste und vielfältigste Musiker seiner Zeit, hat sich gegen Ende seines Lebens verstärkt dem populären Genre des acte de ballet zugewandt. Diese typisch französische Musikgattung des Barock ist ihrem Charakter nach mehr Oper als Tanztheater, sind die tragenden Rollen doch Sängern zugeordnet. La Guirlande und Zéphyre zeigen den Komponisten am Höhepunkt seiner Schaffenskraft, haben aber bis heute nicht die Beachtung gefunden, die ihnen zusteht. Zwei musikalische Petitessen der Extraklasse!

Mitwirkende:
Musikalische Leitung: Bernhard Klebel, Inszenierung & Choreographie: Giorgio Madia,
Ausstattung: Cordelia Matthes, Licht: Harry Michlits; Barockorchester der Wiener Kammeroper auf historischen Instrumenten

Musikkritik aus dem Klassikforum Tamino

Kartenvorvekauf und Spielplan der Kammeroper

Musik am Französischen Hof

2. September 2008

Die Septembermorde von 1792


Die 191 Märtyrer der Septembermorde von Paris, Opfer der Französischen Revolution.
Im Jahre 1792 verhafteten die Revolutionäre über ganz Frankreich alle Geistlichen, deren sie habhaft werden konnten, sowie eine große Zahl romtreuer Christen. Auf Befehl des Revolutionsführers Danton wurden sie, etwa 1400 an der Zahl, darunter 225 Welt- und Ordensgeistliche,vom 2. bis 6. September 1792 mit Säbeln, Gewehrkolben und Bajonetten in einem beispiellosen Massaker hingeschlachtet. Nur wenige entkamen den Pariser Septembermorden.Da man zu wenige Soldaten auftreiben konnte, setzte man für das Massakerauc h bezahlte Berufsverbrecher ein, und auch der aufgebrachte Pöbel beteiligte sich an der Blutorgie. Pius XI. sprach 1926 insgesamt 191 Priester und Ordensleute selig, darunter 23 Jesuiten, viele Theologieprofessoren und in der Jugenderziehung tätige Priester. Unter diesen sind besonders jene jungen Priester zu erwähnen, die den anderen im Martyrium Mut machten und ein Zeichen unerschrockener Kreuzesliebe gaben: so der Kapuziner Apollinaris Morel, der Schulbruder und Novizenmeister Salomon Leclerq und der Weltpriester Franz Urban Salins de Niart.

Entnommen dem Martyrologium Sancrucense s.333

29. August 2008

Marie Antoinette und der blaue Diamant




Nach 215 Jahren konnten Wissenschaftler den Verbleib des „French Blue“ klären.

Die Geschichte des „French Blue“ in Europa begann mit dem
berühmten Diamantenhändler Jean Baptiste Tavernier .
Dieser erwarb den 112karätigen Diamanten 1642 in Südwest-Indien und verkaufte ihn an Louis den XIV., der ließ ihn auf 67 ct und ihn Tropfenform umschleifen. So wurde er später von Louis den XV. an seinen Enkel weitergegeben der ihn seiner Gattin Marie Antoinette weitergab.

Als die Revolution 1792 ihren Höhepunkt erreichte, wurde der Edelstein aus der königlichen Schatzkammer gestohlen und galt ab diesen Zeitpunkt als verschollen. Im Jahre 1839 tauchte dann in London ein Diamant auf dem Edelsteinmarkt auf, der später anhand seiner stahlblauen Farbe „Blue Hope“ nach seinen damaligen Besitzer Henry Thomas Hope benannt wurde.
Es wurde immer vermutet, daß der „Blue Hope“ der Stein war den Marie Antoinette trug
Das Rätsel um die Herkunft des Prunkstücks konnte Jeffrey Post, Juwelen-Kurator des Smithsonian National Museums in Washington, jetzt klären. Zusammen mit dem Diamantenschleifer Steven Attaway rekonstruierte er den verschwundenen French Blue im Computer. Dabei stützten sich die beiden auf Zeichnungen des Steins und Untersuchungsakten, die Naturkundler im Jahr 1700 angelegt hatten. "Deren Analyse und Untersuchung von Steinen, die heute noch existieren, erwiesen sich als sehr genau", sagte Post. Deshalb ist er überzeugt, dass auch die alten Daten zum French Blue verlässlich seien.
Der Hope-Diamant passt genau in den French BlueNachdem der French Blue im Computer wieder auferstanden war, vermaßen die Experten auch den Hope-Diamanten und konnten die beiden Steine vergleichen. Tatsächlich stimmten Hope und French Blue erstaunlich gut überein. "Wenn man sieht, wie der kleinere Stein in den großen passt, versteht man sofort, warum der Hope in die Form geschliffen wurde, die er heute hat", sagte Post. "Sie haben die Ecken des French Blue abgeschnitten, die Winkel an den unteren Facetten ein wenig verändert und heraus kam der Hope-Diamant." Einige Facetten seien noch heute so wie beim French Blue.
Heute wird der Wert des Diamanten auf etwa 200-250 Millionen Dollar geschätzt.
Im Film "Titanic" von James Cameron spielt ein Diamant eine wichtige Rolle, das Herz des Ozeans. Dort wird erwähnt das er mehr wert wäre als der Hope-Diamant. Doch in Wirklichkeit ist es der Hope-Diamant der dort thematisiert wird.

Seit 1958 ruht der Hope-Diamant mit seinen 45,52 ct im Juwelensaal des Smithsonian National Museum of Natural History in Washington.
Gute Nachbildungen vom Schmuck der Herrscher Frankreichs findet man bei Armes de France et Navarre

tlw. zitiert aus Spiegel online 11.2. 2005
Recherche Marie F.

19. August 2008

Der Duft von Marie Antoinette


Welchen Duft trug die unglückliche französische Königin Marie Antoinette? Eineinhalb Jahre hat der französische Parfumeur Francis Kurkdjian mit Historikern in alten Quellen geforscht.
Ein kleines 25-Milliliter-Fläschen des limitiert hergestellten Duftes kostet stolzes 350 Euro. Der Erlös kommt einem guten Zweck zu Gute: Er soll den Kauf eines 350.000 Euro teuren Reisekoffers der 1793 hingerichteten Königin für die Versailler Sammlung finanzieren.
Das Parfum kann direkt auf der Homepage von Versailles reserviert werden

Die große Herausforderung war, dass es kein Dokument gab, in dem stand: Dies ist das Parfum, das Marie Antoinette benutzte“, sagte Kurkdjian. „Damals hatten die Leute nicht nur ein Parfum, was auch daran lag, dass es unmöglich war, einen Duft über längere Zeit zu konservieren und genauso wieder herzustellen wie zuvor.“ Er habe sich deshalb auf Beschreibungen des Geschmacks der aus Österreich stammenden Königin gestützt und dabei die Schriften des königlichen Parfumiers Jean-Louis Fargeon benutzt. „Insofern erschufen wir das Parfum wieder, das sie getragen haben könnte.“
Heraus kam ein ein Parfum aus Iris, Rosen, Jasmin, Orangenblüten mit einem Hauch Zedern- und Sandelholz
Bekannt sei, dass Marie-Antoinette Blumendüfte und insbesondere Rosen mochte, sagte Kurkdjian. „Wir haben versucht, ihre Mentalität zu verstehen, ihre stetiges Streben nach Freiheit und ihren Hang zur Romantik.“ Er habe dann zwischen ihrem Eintreffen am Königlichen Hof 1770 im Alter von 14 Jahren und ihrer Hinrichtung einen Zeitpunkt aussuchen müssen, „der unsterblich werden sollte“, sagte der Parfum-Experte. „Wir wählten Marie Antoinette als junge Mutter in ihren Jahren im Trianon“, einem Lustschloss im Park von Versailles, in das sich die Königin gerne zurückzog. „Dort erschien sie am menschlichsten, am wenigsten mit ihrem äußeren Erscheinungsbild beschäftigt.“

Schon vor dem offiziellen Verkaufsstart gab es für die insgesamt eintausend 25-Milliliter-Flakons von „MA, Sillage de la Reine“ („MA, Duftwolke der Königin“) 200 Vorbestellungen. Auch drei von zehn Sonder-Editionen mit 25 Zentilitern des Monarchinnen-Duftes sind schon an Liebhaber aus Europa, Asien und den USA vergeben.
Kurkdjian, der selbst keinen Lohn für seine Arbeit verlangte, rechtfertigt den Preis mit der Verwendung von reinen Naturstoffen, darunter allein zehn Kilogramm Iris zum Preis von 50.000 Euro. Die Schlossverwaltung versichert, es werde kein weiteres Parfum der Sorte außer den existierenden Beständen hergestellt.

14. August 2008

Franz Stephan von Lothringen an seine Kinder



Franz der I. Kaiser von Österreich, Gatte von Maria Theresia und Vater von Marie Antoinette hinterließ seinen Kinder Anweisungen wie sie sich im weiteren Leben verhalten zu haben.
Sterbend hinterließ er seinen Kindern unter den Titel:
"Weisungen für meine Kinder sowohl betreffs des geistigen als des zeitlichen Lebens“ bemerkenswerte Ratschläge, getreu den patriarchalischen Gewohnheiten des Hauses Österreich, vielleicht mehr als Privatmann, denn als Souverän, mehr als Familienoberhaupt, denn als Reichsoberhaupt

Sowohl Maria Theresia als auch Joseph II. haben sich bemüßigt gefühlt Ihren Geschwistern oder Kindern und insbesondere Marie Antoinette schriftliche Anweisungen auf den weiteren Lebensweg mitzugeben.

Die nachstehenden Verhaltensregeln des Vaters sind auszugsweise widergegeben und zeigen wie wichtig Franz Stephan von Lothringen die Zukunft seiner Kinder war.

„Um Euch noch nach meinem Tode zu zeigen, dass ich Euch während meines Lebens liebte, hinterlasse ich Euch diese Weisung als Richtschnur, nach der Ihr Euch zu verhalten, und als Grundsätze, bei denen ich stets wohl befunden haben.
Dann ermahnt er sie, vor allem der katholischen Religion aufrichtig zugetan und Gott treu zu bleiben:
„ der allein außer dem ewigen Heil, welches das einzige Glück ist, eine wahre Befriedigung auf dieser Welt verschaffen kann.“
„Es ist ein wesentlicher Punkt, den ich Euch nicht genug bei allen Gelegenheiten empfehle kann, Euch nie von dem, was Euch schlecht scheint, einnehmen zu lassen, oder zu suchen, es unschuldig zu finden.“

…“ Die Welt, in Ihr Euer Leben zu bringen müsst, hat nur Vorübergehendes, da nur die Ewigkeit ohne Ende ist; darum soll diese Erwägung verhindern, ihr allzu sehr anzuhängen. Da aber Gott selbst die Unterhaltung erlaubt hat und ebenso, dass wir alles genießen, was seine Güte Zahloses uns liefert zur Belustigung unserer Sinne, so sollen wir es gemäß seiner Erlaubnis genießen.“

…“In Unschuld sollen wir die Vergnügungen des Lebens genießen. Denn sobald sie uns zu Bösen, von was immer für eine Art es sein mag, führen können, hören sie auf, Vergnügungen zu sein und werden zu einer Quelle von Kummer und Gewissenbissen.

Wir sind nicht auf dieser Welt, um uns bloß zu unterhalten, und Gott hat uns diese Belustigung nur zur Abspannung des Geistes gegeben.“

… „Wenn man befehlen soll, darf man es nie tun, ohne vorher genau über das, was man
befiehlt, und über die Gründe für und wider im Reinen zu sein, und dann soll man es mit Milde tun … Man darf an nichts eine besondere Anhänglichkeit haben und vor allen keinerlei Leidenschaft besitzen und sich nie einer solchen hingeben, denn alle machen uns unglücklich.“Nachdem er seine Kindern „Zurückhaltung und Schweigsamkeit, sehr notwendige Eigenschaften,“ den „es frommt nicht, alles zu sagen, was man denkt“, und Liebe zu den Armen, die „ ein gutes Werk vor Gott ist und bei der Welt beliebt macht,“ empfohlen, fügt er bei:
Die Sorgen eines Herrschers müssen hauptsächlich darauf gerichtet sein, seine Untertanen nicht zu überlasten, um einen zum Unterhalt und zur Ruhe derselben Untertanen oder zur Erhaltung und zum Wohle seiner Staaten nicht notwenigen Aufwand zu machen …“
„Doch damit soll ich nicht sagen, dass man nicht dem Stande gemäß leben soll, in den uns Gott gesetzt hat, und in welchem wir nach seinem Willen angemessen leben sollen; indes beides lässt sich sehr leicht vereinigen.“
… „Ich halte es für nötig, Euch ebenso sehr zu empfehlen, den Müßiggang stets zu meiden. Auch die Gesellschaften, die man besucht, sind ein heikler Gegenstand; den oft verwickeln sie uns wider Willen in Dinge, in die wir ohne sie nicht geraten wären; darum muss man auch in dieser Beziehung auf seiner Hut sein, besonders Persönlichkeiten, wie Ihr, meine Kinder, die oft von einer Menge Leute umgeben sind, die nur ihren Geschmack zu schmeicheln und sie dorthin zu bringen suchen, wohin ihrer Meinung nach ihre Neigungen gehen, um ihnen dann den zu Hof zu machen und sich in Ansehen und Gunst zu setzten, ohne auf das Seelenheil oder die Welt zu achten, wenn sie nur dadurch Gunst oder Geld gewinnen.“

… „Die Freundschaft ist eine Versüßung des Leben; nur muß man achtgeben, mit wem man sich befreundet, und mit der Freundschaft nicht allzu verschwenderisch sein; denn nicht jedermann macht guten Gebrauch davon, und oft finden sich falsche Freunde, die das ihnen geschenkte Vertrauen nur zu missbrauchen suchen, sei es zu ihrem eigenen Vorteil, sei es zu einem anderen Zwecke, und uns dadurch großen Schaden verursachen; darum empfehle ich Euch, meine lieben Kinder, Euch mit Eurer Freundschaft und dem Vertrauen zu jemanden nicht zu überstürzen, dessen Ihr nicht ganz sicher seid, und zwar seit langem; denn die Leute dieser Welt wissen lange zu heucheln.

Nachdem er seine Kindern Ordnung, weise Sparsamkeit, Abscheu vor hohem Spiele, Eintracht unter einander und unverletzliche Anhänglichkeit an den Chef ihres Hauses empfohlen, setzte er folgende, ernste Worte bei:

„Ich empfehle euch, alle Jahre Euch zwei Tage zu wählen, um Euch auf den Tod vorzubereiten, als ob Ihr sicher wäret, daß dies die letzten zwei Tage Eures Lebens seien. Dadurch werdet Ihr Euch gewöhnen, zu erfahren, was Ihr in einem solchen Falle zu thun haben werdet, und wenn Euer letzter Augenblick kommt, werdet Ihr nicht so überrascht sein und werdet wissen was Ihr zu tun habt … Ihr werdet den Nutzen dessen durch, die Übung erkennen, und die Sache ist von unendlichen Werte, ohne irgendwelchen Schaden zu machen; man tut nur Kaltblütig das, was vielleicht Krankheit und Zeitmangel uns zu tun hindern würden.
„Hier befehle ich Euch,“ so schließt er „zweimal jährlich diese Weisungen zu lesen, die von einem Vater verrühren, der Euch über alles liebte und es für nötig gehalten, Euch diesen Beweis seiner zärtlichen Freundschaft zu hinterlassen, die ihr ihm nicht besser bezeigen könnt, als wenn Ihr alle einander mit der gleichen Zärtlichkeit liebet, die er Euch allen zurücklässt“